Okwui Enwezor blickt auf „seine“ Biennale
Venedig. Er ist 51 Jahre alt, in Nigeria geboren, hat eine US-amerikanischen Pass und leitet – nicht unumstritten – seit 2011 in München das Haus der Kunst. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Okwui Enwezor bekannt, als er 2002 die documenta 11 verantwortete. Zuvor hatte er bereits wichtige Kunstveranstaltungen wie die Johannesburg Biennale in Südafrika geleitet oder eine Zeitschrift über afrikanische Gegenwartskunst (NKA) ins Leben gerufen. Seit er im Dezember 2013 zum Leiter der diesjährigen Kunstbiennale berufen wurde, wird er nicht müde in unzähligen Interviews über die Welt der Kunst und die Welt an sich nachzudenken, „die in Trümmern liegt.“
Wie beim „Angelus Novus“ von Paul Klee, über den Walter Benjamin als „Engel der Geschichte“ schrieb. Der blicke, so Benjamin, in die Vergangenheit, die Trümmer um Trümmer vor seinen Füßen aufhäufe, doch ein Sturm des Fortschritt, blase ihm ins Gesicht und treibe ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken zukehre. Als Enwezor im März „seine“ Biennale vorstellte, wählte er dafür das Bild von Klee und den Kommentar von Benjamin. So unterschiedlich wie die Welten heute seien, so unterschiedlich sei auch die jeweilige Zukunft.
Eine Welt im Plural
„All The World’s Futures – Alle Zukünfte der Welt“ heißt deshalb das Motto der Biennale, das keine Thema sein will, „sondern eine Absichtserklärung“, wie er sagt. Seine Ausstellung soll nicht „das aktuelle Geschehen“ zusammenfassen. „Sie soll eher teilhaben an der Beschreibung dessen, was geschieht.“ Eine Welt im Plural, eine Versammlung von Kunstwerken als ein „Parlament von Formen“, was deutlich die politische Sicht von Enwezor unterstreicht. Es sei ein Missverständnis, wenn man glaube, „dass das, was soziopolitisch wirkt nicht auch ein ästhetisches Gewicht haben kann.“ Er wolle nicht Komplize einer Ausstellung sein, die vor drängenden Fragen die Augen schließe. Seine programmatische Vorstellungen findet man hier.
Siehe den Biennale-Bericht auf cluverius.com