„INTERNATIONALE PERSPEKTIVEN“


Casa di Goethe (2): Gregor H. Lersch wird neuer Leiter der Casa di Goethe in Rom. Die von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanzierte Einrichtung kann im Mai ihr 25jähriges Jubiläum feiern

© Casa di Goethe

Blick in die Räume der festen Ausstellung (im Vordergrund eine Kopie des berühmten Gemälde von Tischbein „Goethe in der Campagna“

Mailand/ Rom – Wachwechsel an der Casa di Goethe in Rom: Der Kulturwissenschaftler Gregor H. Lersch folgt im April auf die Literaturwissenschaftlerin Maria Gazzetti, die die Einrichtung von 2013 an bis jetzt geleitet hat – in der Nachfolge auf die Historikerin Ursula Bongaerts, die die Casa di Goethe 1997 aufgebaut und 16 Jahre lang geführt und geprägt hatte. Der 43jährige Gregor H. Lersch hatte zuletzt am Jüdischen Museum Berlin den Bereich Ausstellungen verantwortet. Die Casa di Goethe ist eine kleine, aber lebendige deutsche Kultureinrichtung  mit einer festen Sammlung (Kunstgegenstände und Dokumente zu Goethe und der Goethezeit in Italien), wechselnden Ausstellungen, Bibliothek und Veranstaltungen. Träger ist der Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e. V. (AsKI) in Bonn, finanziert wird sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Es ist das Anliegen des neuen Leiters, „die italienische Öffentlichkeit für diesen vielschichtigen literarischen Erinnerungsort zu begeistern und hier internationale Perspektiven aus Kunst und Literatur zu diskutieren.“

© Nils Aguilar

Gregor H. Lersch

Die Casa di Goethe wurde vor 25 Jahren (im Mai 1997) in den Räumen im ersten Stock eines spätbarocken Baus in der Via del Corso 18 eingerichtet, in denen der Maler Johann Heinrich Tischbein am Ende des 18. Jahrhunderts zusammen mit anderen Künstlern in einer geräumigen Atelierwohnung gelebt hatte. Goethe fand hier bei zwei langen Romaufenthalten auf seiner italienischen Reise zwischen 1786 und 1788 Unterkunft. Zur Einrichtung gehört eine wichtige Goethe-Bibliothek, die der Sammler Richard W. Dorn in den 1960er-Jahren zusammen getragen hatte und angekauft werden konnte. Sie hat die Casa di Goethe zu einem festen Bezugspunkt für die italienische Germanistik gemacht. Von Sponsoren unterstütze Stipendien fördern Forschungsarbeiten von jungen deutschen Wissenschaftlern. Im Jahr 2012 konnte noch unter der Gründungsdirektorin Ursula Bongaerts eine darüber liegende Wohnung dazu gekauft werden, in der seitdem Veranstaltungen stattfinden. Das sind ausgerechnet die Räume, in denen zwischen 1973 und 1982 das Freie Deutsche Hochstift aus Frankfurt auf Mietbasis ein erstes Goethe-Museum in Rom eingerichtet hatte. Hier wurde inzwischen die historische Bibliothek des Deutschen Künstlervereins in Rom aufgestellt, der sich 1926 aufgelöst hatte.

Zurzeit zeigt die Casa die Goethe eine Ausstellung über den Italienkorrespondenten und Kulturhistoriker Friedrich Noack (1858-1930) in Italien (bis 18.9.), der selbst noch Mitglied des Künstlervereins gewesen war. Die Ausstellung widmet sich der bislang vergessenen Persönlichkeit und Geschichte von Noack, der hinter seiner monumentalen Arbeit „Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters“ ein Unbekannter geblieben war.

Info Casa di Goethe hier

 Siehe auf Cluverius: Casa di Goethe (1): „Deutsch-römisches Puzzle