Die Scala buhlt um Riccardo Muti
Mailand. Kommt er? Vielleicht kommt er. Oder kommt er nicht? Die Scala buhlt um Riccardo Muti. Und die lokalen Medien überschlagen sich mit Vermutungen. Vor zehn Jahren hatte der Maestro Italiens bedeutendstes Opernhaus Türe schlagend nach wochenlangem Streit mit dem Orchester (und mit dem Verwaltungsrat um die Besetzung der Intendanz) „tief verletzt“ verlassen. Der begnadete Dirigent (mit einem eher konservativen Kunstgeschmack) hatte bis dahin 19 Jahre lang von 1986 an den Opern- und Konzertbetrieb der Scala als musikalischer Leiter geprägt. Der Franzose Stéphane Lissner, der nach den Chaosmonaten im Frühjahr 2005 als Intendant an die Mailänder Oper berufen wurde, verzichtete zunächst auf die Wahl eines Nachfolgers für Muti. Später setzte er dann auf Daniel Barenboim als ersten Dirigenten („maestro scaligero“), den er schließlich auch als musikalischen Leiter gewinnen konnte. Versuche, Riccardo Muti wieder zu Gastauftritten in Mailand zu bewegen, scheiterten.
Mit dem Amtsantritt des Österreichers Alexander Pereira im September 2014 in der Nachfolge von Stéphane Lissner haben die Kontakte zwischen der Scala und Muti wieder zugenommen. Der hatte in den vergangenen Jahren eher glücklos in halbverantwortlichen Positionen in Neapel und Rom agiert, aber um so erfolgreicher seine Karriere als weltweit umjubelter Dirigent fortgesetzt. Pereira hat jetzt mit Muti zunächst die Einrichtung einer Ausstellung im Museo del Teatro alla Scala vereinbart. Sie soll vom Mai kommenden Jahres an sich anlässlich des 75. Geburtstages des Maestros den Jahren Mutis als musikalischer Leiter an der Scala widmen. Parallel dazu haben die Musiker des Orchesters ihren ehemaligen Chef in einem Brief gebeten, doch wieder einmal gemeinsam zu arbeiten. Eine Bitte, die anscheinend auch der frisch installierte musikalische Leiter Riccardo Chailly unterstützt, der am 7. Dezember zur Eröffnung der neuen Spielzeit Verdis „Giovanna d’Arco“ (Regie: Moshe Leiser und Patrice Caurier) dirigieren wird.
Grund genug also, um über eine baldige „Rückkehr“ zu spekulieren. Doch die Leitung der Scala sah sich jetzt bemüßigt, in einer Erklärung darauf hinzuweisen, dass es bislang noch keine definitiven Absprachen gäbe. Auch würden „unkontrollierte Pressestimmen“ die Verhandlungen nur stören. Also: Silenzio per favore!