Florenz


Giunti Editore übernimmt den Bompiani Verlag. Damit ist die Neuordnung des italienischen Verlagswesens zu einem vorläufigen Abschluss gekommen.   Mailand – Der traditionsreiche Buchverlag Bompiani, der zuletzt zur Mondadori Gruppe gehört hatte, wird zum Preis von 16,5 Millionen Euro von Giunti Editore (Florenz) übernommen. Darauf einigten sich die Verhandlungspartner jetzt in Mailand. Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Übernahme der Gruppe des RCS-Buchverlages durch Mondadori eine kräftige Umverteilung der Eigentumsverhältnisse in der Verlagslandschaft ausgelöst. Dabei hatten die Marken Rizzoli, Bompiani, Fabbri, Sonzogno und Marsilio für 127,5 Millionen Euro ihren Besitzer gewechselt und so Mondadoris führende Stellung im italienischen Buchhandel mit nun 35 Prozent Marktanteil kräftig ausgebaut. Der Verkauf wurde von der Aufsichtsbehörde zur Marktkonzentration schließlich nur unter bestimmten Auflagen genehmig. Zu denen gehörte, dass Mondadori zwei Marken aus RCS-Libri wieder abstoßen musste. Die Familie De Michelis, Gründer des venezianischen Marsilio Verlages, konnte daraufhin im Juli von Mondadori die Mehrheit der Verlagsanteile zurückkaufen. Mit der Übernahme von Bompiani durch Giunti ist die Neuordnung des italienischen Verlagswesens vorläufig zu einem Abschluss gekommen.

ALTE KOLLEGEN


Das neue Dombaumuseum in Florenz Florenz. Drei Jahre lang war das Dombaumuseum wegen Umbau- und Erweiterungsarbeiten geschlossen. Bedeutende Kunstwerke konnten in der Zeit restauriert werden. Eine herrliche Pietà, ein Spätwerk Michelangelos zum Beispiel. Eine lebensgroße Holzstatue der Maddalena von Donatello. Marmorarbeiten von Andrea Pisano oder Wandfriese von Luca della Robbia. Viele der rund 700 teilweise spektakulären Exponate werden im jetzt wieder eröffneten Museumsbau zum ersten Mal gezeigt. Die Ausstellungsfläche wurde mit rund 6000 Quadratmeter fast verdreifach. Die Kosten von 45 Millionen Euro hat die Dombauhütte aus vorwiegend eigenen Mitteln bestritten.

ATEMBERAUBEND



Florenz. Arbeiten von Jeff Koons haben in der Stadt am Arno heftige Diskussionen ausgelöst. Die Gemüter erregt vor allem eine fast drei Meter hohe und 2,2 Tonnen schwere Skulptur aus Gold glänzendem Inox-Stahl, die unter dem Titel „Pluto and Proserpina“ angeblich Berninis römischer Marmorstatue „Raub der Proserpina“ nachempfunden sein soll. Koons Arbeit steht jetzt auf der Piazza della Signoria direkt neben dem David von Michelangelo und wird rund um die Uhr von Bodyguards bewacht. Eine „Provokation“ oder ein „interessanter Kontrast“? Die Florentiner sind sich da nicht einig. 

Florenz: Jeff Koons entzweit die Stadt


Florenz: Die 29. Internationale Biennale des Antiquariats zeigt sich erfrischend neu aufgestellt Florenz. Ist das ein Zufall? In der Hauptstadt der Toskana wird Ende Oktober das neue Dommuseum eröffnet. Und just tauchen im Handel drei Marmorstatuen auf. Eine (der Heilige Andreas?) stammt aus der einst von Arnolfo di Cambio um 1300 geplanten und nur im Sockelgeschoss fertig gestellten alten Fassade von Santa Maria del Fiore – die heutige, die sie ersetzt, wurde ja erst im 19. Jahrhundert vor den Florentinischen Prachtbau geblendet. Die deutsch-italienische Galerie Mehringer Benappi (München/Turin) bietet die Statue von Arnolfo di Cambio jetzt zusammen mit zwei geflügelten Engeln von Tino di Camaino (1285-1337) auf ihrem Stand der 29. Internationalen Biennale des Antiquariats von Florenz (BIAF) an. Die Engel gehörten zu einem Grabmal im Dom. Der Preis von rund drei Millionen Euro übersteigt zwar die finanziellen Möglichkeiten des Museums, aber in der Lokalpresse wurde bereits über eine Aktion zum Crowdfunding diskutiert. Der italienische Staat hätte bei diesem Kulturgut nationaler Bedeutung ein Vorkaufsrecht. Und auch am Stand von Mehringer sagt man: „Wäre doch schön, wenn die Arbeiten in Florenz blieben.“

ENGEL AM ARNO



Florenz Ende Mai, graue Wolken über der Stadt. Dramatisch ballen sie sich über dem Ponte Vecchio. Dann fällt Regen wie aus Kübeln. War es schon vorher schwer, sich durch die von Tagestouristen belagerte Innenstadt zu bewegen, werden die von Regenschirmen betanzten Straßen jetzt zu Spießrouten. Dazu Motorini auf Spritztouren durch Pfützen. Bei einer Dante-Lesung im Palazzo dell’Arte della Lana sitzt man zwar im Trockenen, doch Schläfrigkeit lässt die nicht enden wollenden Erläuterungen  zwischen den Stuhlreihen versickern. Anschließend Flucht unter einem klapprigen Schirm auf die andere Seite des Arno zur Piazza Santo Spirito. Später, nach einem Abendessen in angenehmer Gesellschaft,  ein kleiner nächtlicher Spaziergang zurück ins Zentrum. Der Regen hat aufgehört, die Gruppen der Tagestouristen haben sich verzogen. Florenz, wie leer gefegt, das Pflaster glitzert unter den Laternen, und die alten Gebäude strahlen selbstzufrieden. Glücklich, wer jetzt noch unterwegs ist und seine eigene Schritte hören kann.

In Florenz