Florenz: Jeff Koons entzweit die Stadt


Florenz. Arbeiten von Jeff Koons haben in der Stadt am Arno heftige Diskussionen ausgelöst. Die Gemüter erregt vor allem eine fast drei Meter hohe und 2,2 Tonnen schwere Skulptur aus Gold glänzendem Inox-Stahl, die unter dem Titel „Pluto and Proserpina“ angeblich Berninis römischer Marmorstatue „Raub der Proserpina“ nachempfunden sein soll. Koons Arbeit steht jetzt auf der Piazza della Signoria direkt neben dem David von Michelangelo und wird rund um die Uhr von Bodyguards bewacht. Eine „Provokation“ oder ein „interessanter Kontrast“? Die Florentiner sind sich da nicht einig. 

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Statue des Anstoßes: Koons neben Michelangelo

Auf Einladung des Bürgermeisters zeigt der New Yorker Künstler außerdem in der Sala dei Gigli des Palazzo Vecchio die Statue „Gazing Ball“. Die Gips-Version des Barberinischen Fauns, der freimütig seine Genitalien offenbart (angefertigt nach dem Original in der Münchener Glyptothek) hat Koons um eine tiefblaue Glaskugel erweitert, die der Faun auf seinem linken Oberschenkel balanciert.

Jeff Koons "Gazing Ball" im Palazzo Vecchio

„Gazing Ball“ im Palazzo Vecchio

Besonders im Internet gehen die Wogen hoch. Die Facebook-Gruppe „Salviamo Firenze“ („Retten wir Florenz“) läuft Sturm gegen gegen „Pluto and Proserpina“. Das sei ein „Schlag ins Gesicht“ einer Piazza, auf der seit 500 Jahren die schönsten Werke der Renaissance zu Hause sind. Arturo Galansino, der neue Leiter des Ausstellungszentrums Palazzo Strozzi, befürwortet dagegen den „Dialog zwischen Gegenwart und Geschichte“. Die mit Veilchen geschmückte Arbeit Koons, die in Wahrheit nicht dem Vorbild von Bernini folgt, sondern die Kopie einer Porzellanarbeit aus dem Spätbarock ist und in dieses Großformat gleichsam aufgeblasen wurde, soll bis Ende Dezember auf der Piazza zu sehen sein. Sie wurde passend zur 29. internationalen Biennale des Antiquariats aufgestellt, die Jeff Koons – der auch ein Sammler alter Meister ist – zusammen mit dem Bürgermeister eröffnen durfte. Armes Florenz, kommentierte der Kunsthistoriker Tomaso Montanari. Die Stadt verwechsele auf diese Weise „Kunst mit Marketing, Kreativität mit Kopie und Schönheit mit Luxus.“