Biennale


Biennale (1): Die 16. Architekturbiennale von Venedig plädiert für ein neues Denken beim Bauen und Planen unsere Städte und Landschaften Venedig (Giardini/Arsenale bis 25.11.2018) – Was ist mit der Architektur los? Jahrzehntelang sprachen Urbanisten und Architekten vom Verdichten, davon dass Freiraum Stadtraum schaffen solle. Und jetzt heißt es auf einmal, dass Stadtraum Freiraum brauche. Bürger, wie zuletzt in Mainz bei der Abstimmung über den Bibelturm, stehen gegen Großprojekte auf, die ihre Städte verengen und umdeuten würden. Man fordert mehr Licht, Luft, Durchlässigkeit. In den Gesellschaften des Westens, so will es auch der Rechtspopulist Matteo Salvini, der neue (laut)starke Mann Italiens wissen, revoltiere „das Volk gegen die Eliten.“ Müssen sich jetzt auch Architekten vor dem Volk in Acht nehmen, droht eine Popularisierung unserer Stadtlandschaften?

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Biennale (1): Die 57. Kunstbiennale von Venedig feiert die Kunst der Gegenwart als einen neuen Humanismus. Vertreten sind vor allem junge, oft unbekannte Künstlerinnen und Künstler. Doch ein alter Hase wie Franz Erhard Walther aus Fulda wurde mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet Venedig (bis 26.11.) Wohin geht die Kunst? Sie überquert Abgründe. Eine Videoarbeit von Taus Makhacheva, eine 34jährige Künstlerin aus Dagestan, bringt diese Biennale auf den Punkt. Sie zeigt wie ein Hochseilartist über ein Drahtseil balanciert, das unter freiem Himmel zwischen zwei eng nebeneinander liegenden Gebirgskuppen gespannt ist. Er bringt Gemälde von einem offenen Lager auf der einen Kuppe in eine geschlossene Struktur auf der anderen. Dafür hängt der Artist jeweils ein Bild an die äußeren Enden seiner Balancierstange. So gleichsam mit höchstem Risiko spielerisch transportiert er im Video „Tightrope“ rund 58 Minuten lang die Kunst von einer zu anderen Seite.

EIN DRAHTSEILAKT



Biennale (2): Anne Imhof bespielt den Deutschen Pavillon mit der beeindruckenden Performance „Faust“ – und hat dafür einen goldenen Löwen bekommen Venedig (bis 26. November) – Das Gebäude ist schwer gesichert. Ein hoher Gitterumlauf schließt es ein. Im Umlauf drehen – mit langen Pausen nach den strengen Regeln des Tierschutzes – vier Dobermann-Hunde ihre Runden. Im bis unter das Dach ganz weiß getünchten Inneren bewegt man sich im Hauptsaal wie in den Nebenräumen auf einem erhöhten Glasboden und zwischen Glaswänden. Alles erscheint kalt, steril, unnahbar und zugleich zerbrechlich. Ein Gefühl der Unsicherheit macht sich breit. Unter dem Boden und hinter den Glaswänden bewegen sich einige junge Männer und Frauen. Stumm, teilnahmslos bilden sie mit ihren Körpern Ensembles, die laufend wechseln. Lebende Bilder, die Machtbeziehungen erkennen lassen, Gewalt suggerieren, seelische Verletzungen spürbar machen, aber auch Befreiungen andeuten. Das Glas schafft Distanz, es macht jedoch den Besucher mit seinen Blicken andererseits zum Beteiligten. Weitere Performer kommen herausgekrochen und marschieren zwischen den Besuchern durch den Raum. Einige bewegen sich in schwindelnder Höhe am Deckenrand (aber mit einem Gurt gesichert) auf einem schmalen Grat. Dazu ertönt aus Lautsprechern ein Soundtrack aus Musik, Stimmen und Geräuschen.

IN AUSGESCHLOSSENER GESELLSCHAFT


Venedig, Anfang Mai 2017 – Sanft gleitet das Holzboot durch den engen Kanal. Eine mehrere Jahrzehnte alte, traditionelle Sampierota mit einem Ruderer am Heck. Auf der Bank am Bug sitzt Anna Ammirati, der man ihre 75 Lebensjahre wirklich nicht ansieht. Trotz vergangenen Himmels trägt sie eine dunkle Brille. Sie ist seit ihrer Geburt blind. Doch Venedig kennt sie trotzdem wie ihre Westentasche. Vor allem das Viertel hinter dem Arsenale, wo ihr Vater früher als Offizier stationiert war. Anna kennt die Geräusche, weiß in welchen Kanal wir einbiegen, unter welcher Brücke wir durchfahren. Sie erzählt vom Viertel hier bei S.Pietro di Castello.

In Venedig



Venedig. In der Lagunenstadt hat am Donnerstag (30. Juli) die Theater-Biennale 2015 begonnen. Den Auftakt machte die Basler Inszenierung „Das Weiße vom Ei“ von Christoph Marthaler nach einer Vorlage von Eugène Labiche. Der Schweizer Regisseur wurde außerdem mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Theater-Biennale gehört bereits seit 1934 zu den Sparten der venezianischen Kulturstiftung, die allerdings in der Öffentlichkeit vorwiegend mit der Kunst (bzw. Architektur) und dem Film verbunden wird. Kaum wahrgenommen werden ebenso die Biennalen zur Gegenwartsmusik (seit 1930) und zum Tanz (seit 1999). Die diesjährige internationale Theater-Biennale, die der Spanier Alex Rigola leitet, steht dabei ganz im Zeichen deutschsprachiger Aufführungen. Darunter auch Fassbinders „Die Ehe der Maria Braun“ in der Regie von Thomas Ostermeier (Schaubühne Berlin / Kammerspiele München) sowie Arbeiten des Berners Milo Rauch („Hate Radio“) oder des Hamburgers Falk Richter („Never Forever“). Bis zum 9. August ergänzen Inszenierungen aus Spanien (zum Beispiel von Llius Pasqual), Litauen (Oskaras Korsunovas) oder Italien (Antonio Latella) das Programm. Die Regisseure halten zudem Workshops ab. Dass dabei auch politische Untertöne hörbar werden, zeigt ein Interview von Thomas Ostermeier mit dem Corriere della Sera. Darin beklagt Ostermeier etwa die „Hegemonie“ Deutschlands in Europa, durch die „ganzen Generationen besonders in Griechenland, […]

Theaterbiennale im Zeichen deutschsprachiger Inszenierungen