WIRD ALLES GUT?


Trotz Corona – die Architektur Biennale 2020 sollte Ende August eröffnet werden. Der deutsche Pavillon hat notfalls einen Plan B (NACHTRAG: verschoben ist nicht aufgehoben)

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Warten auf Eröffnung – der Deutsche Pavillon für die Architekturbiennale unter dem Motto „Rückblick von 2038“

Mailand/Venedig – Nach dem „Prinzip Hoffnung“ hält die Biennale Venedig im Coronajahr 2020 an ihren Veranstaltungen fest. Italien löst sich gerade nur vorsichtig mit kleinsten Schritten aus dem Lockdown – etwa ab dem 18. Mai dürfen auch wieder Museen und Ausstellungen nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. In der noch wie ausgestorben wirkenden Lagunenstadt plant man dagegen für den Spätsommer/Herbst ein kulturelles Feuerwerk. Die 17. Architektur Biennale soll wie bereits angekündigt in Kurzform vom 29.8. bis 29.11. (Vernissage am 17./28.8.) stattfinden. Vorgesehen ist unverändert der Ablauf der Filmbiennale (2.9. bis 12.9). Aus dem Sommer in den frühen Herbst verschoben werden die Biennalen für das Theater (14. bis 24.9.), die Musik (25.9. bis 4.10.) und den Tanz (13.10. bis 25.10.).

Wie das alles unter Coronaregelungen (Abstand, Masken  etc) überhaupt durchzuführen ist, bleibt noch offen. Der neue Biennale Präsident Roberto Cicutto, ein Mann der Filmindustrie, setzt zudem auf weitgehende Reise-Lockerungen, um Menschen und Material rechtzeitig nach Venedig zu bringen. Wenn man sich eine Filmbiennale mit stark eingeschränktem Fachpublikum noch vorstellen kann, so bleibt die Architekturschau mit ihrem weitaus größeren Aufwand an Personal (62 beteiligte Nationen) und Exponaten (Arbeiten von 113 Teilnehmern aus 46 Ländern in der Hauptausstellung) eine Veranstaltung, die man nicht in einer Woche vor Eröffnung aufbauen kann. Von den Besuchern und Ordnern ganz zu schweigen. Wenn da nur einer in den Giardini positiv getestet würde…

„How will we live together“ ist das durchaus hochaktuelle Motto, das sich Kurator Haskim Sarkis (Boston/Beirut) noch vor Ausbruch der Pandemie gewählt hatte. Und es wäre natürlich spannend zu sehen, ob er überhaupt bei der ursprünglich ab Mai geplanten Architekturbiennale jetzt ab August noch auf die vom Covid-19 ausgelöste Krise reagieren kann oder wie sein „altes“ Ausstellungskonzept im Licht der „neuen“ Verhältnissen wirkt.

Rückblick aus der Zukunft

Das gilt auch für den deutschen Pavillon, der mit einem „Team 2038“  (Arno Brandlhuber und andere) einen „Rückblick aus der Zukunft“  auf heute wagen will – und das ausgerechnet unter der Parole „alles wird gut“. Auch beim Team 2038 hofft man, dass der Termin eingehalten werden kann. Das Projekt, das vor allem aus der Projektion von Videomaterial besteht, brauche, so hört man aus Berlin, keine große Aufbauphase. Allerdings sollten Mitte, spätestens Ende Juli die Reisebeschränkungen aufgehoben werden und Venedig sollte dann wieder Unterbringungen für Gäste bereit stellen können.  Wenn alles nicht hilft – als Plan B gilt, den Pavillon-Auftritt ins Netz zu verlegen.

Sicher: Die Vorbereitungen für diese Biennale waren praktisch schon abgeschlossen, als kurzfristig die erste Verschiebung der Eröffnung von Ende Mai auf Ende August beschlossen wurde. Eine endgültige Absage wäre ein kulturelles wie ökonomisches Fiasko. Aber Vorhersagen zum grenzüberschreitenden Verkehr ausgerechnet im besonders vom Virus betroffenen Norditalien sind zur Zeit nicht möglich. Ein Land wie Australien hat bereits seine Teilnahme an der Biennale zurückgezogen. Andere werden vielleicht folgen. Die Hoffnung, so klammert man sich in Venedig an das Sprichwort, stirbt zuletzt.

NACHTRAG
Am 18.Mai teilt die Biennale di Venezia mit: die 17. Architekturbiennale wird auf 2021 (22.5. bis 21.11.21) verschoben, die für 2021 geplante 59. Internationale Kunstbiennale soll nach dieser Planung 2022 (23.4. bis 27.11.22) stattfinden. Die Termine der anderen Biennalen (Film, Theater, Musik, Tanz) für diesen Herbst 2020 wurden dagegen bestätigt.

Info für die Biennale: www.labiennale.org/en
Info für den Deutschen Pavillon: 2038.xyz

Zum Thema ist ein ähnlicher Text auch im Berliner Informationsdienst Kunst (Nr. 702/14.5.2020) erschienen