Landschaft


„Eine Privatsache“, der große Roman von Beppe Fenoglio über den italienischen Widerstand, ist endlich wieder in deutscher Übersetzung (bei Wagenbach) greifbar. Der Autor wäre jetzt 100 Jahre alt geworden. Mailand/Alba – Der Roman „Una questione privata“ von Beppe Fenoglio (1922-1963)  erzählt eine Begebenheit aus der Zeit des italienischen Widerstands kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges. Es sei schwer, schreibt Nicola Lagioia in einem Beitrag (hier) für die Turiner Tageszeitung La Stampa, „in der italienischen Literatur der vergangenen hundert Jahre einen Roman zu finden, in dem sich Liebe und Krieg, Jugend und Tod auf solch magische Art verknüpfen.“ Der Roman wurde posthum einige Monate nach dem Tod des Autors veröffentlicht. Was bis heute Spekulationen über das dramatische und zugleich offene Ende des Protagonisten Milton nährt – wollte Fenoglio etwa noch ein Schlusskapitel schreiben? Der Wagenbach Verlag hat nun die deutsche Ausgabe „Eine Privatsache“ in der Übersetzung von Heinz Riedt aus dem Jahr 1968 – ursprünglich bei Benziger (Zürich) erschienen – zusammen mit einem aktuellen Nachwort von Francesca Melandri wieder aufgelegt.

DURCH NACHT UND NEBEL


Mailand: Wie die Grand Tour die Kunstszene in Italien belebte. Eine prächtige Ausstellung in den Gallerie d’Italia    Mailand (Gallerie d’Italia bis 27.3.) – Landschaften, die verzaubern, Städte, die faszinieren, Kunstschätze ohnegleichen und ein mildes Klima – die „Marke“ Italien beherrscht den Tourismusmarkt weltweit. Ihre Form prägte sich in der Zeit vom Ende des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts aus, als Bildungsreisende sich in der „Grand Tour“ zwischen Venedig und Sizilien auf die Suche nach den Zeugen aus Antike und Renaissance machten und es zum guten Ton meist junger Vertreter der oberen Gesellschaftsschichten gehörte, es ihnen gleich zu tun. Während die einen vor allem literarisch Zeugnis ablegten, suchten die kaufkräftigen anderen, künstlerische Zeugnisse als Erinnerungsstücke mit nach Hause zu nehmen. Die prächtige Ausstellung „Grand Tour. Sogno d’Italia da Venezia a Pompei“ in den Gallerie d’Italia-Piazza Scala belegt wie die Kunst – vor allem die Malerei mit Ansichten von Landschaften und Städten aber auch mit Porträts der Reisenden – aufblühte.

KAUFHAUS DER SCHÖNHEIT



Triest, im Februar – „Wir sind heute mit dem Hofzug angekommen“, schreibt Constantin Christomanos, Griechisch Lehrer und Begleiter der Kaiserin Elisabeth („Sissi“), im späten Winter 1892 in sein Tagebuch. „Auf dem Bahnhof von Grignano ausgestiegen. Der Park des Schlosses reicht bis hier herauf, und er duftet und dampft nach dem Regen.“ Den Bahnhof Triest-Grignano gibt es nicht mehr. Park und Schloss Miramare, wo Sissi sich mehrfach in der Sommerresidenz der Habsburger aufhielt, sind dagegen heute eine Attraktion für Touristen und Triestiner gleichermaßen.

Im Castello Miramare


Vor dem G20 Gipfel in Italien und der COP26 in Schottland eine Tagung der Stiftungsplattform F20 in Mailand. Ein Gespräch mit Stefan Schurig, Secretary General Foundations Platform F20, über die Ziele der F20 und die Rolle der Stiftungen in den G20 Staaten Mailand:  Ende September 2021 kam die internationale Stiftungsplattform F20 mit einem „Climate Solutions Forum“ nach Mailand, um im Vorfeld des G20-Gipfels in Italien aktuelle Probleme zu diskutieren und Leitgedanken zu formulieren. Die Plattform F20 wurde 2017 in Hamburg vor dem G20 Gipfel in Deutschland ins Leben gerufen. Als Mitinitiatorin der Stiftungsplattform F20 setzt sich die deutsche Stiftung Zukunfsfähigkeit mit Sitz in Bonn für gemeinsame Wege ein, um ermutigende und nachhaltige Transformationsprozesse einzuleiten.

HALTUNG ZEIGEN, STELLUNG BEZIEHEN



In seinem poetischen Film spürt Andrea Segre mit einer Familiengeschichte dem Spannungsverhältnis zwischen dem alten und neuen Venedig nach Mailand (Cinema Anteo) – Venedig lebt, überlebt mit dem Tourismus und erstickt zugleich an ihm. Die Einwohner verlassen das alte Zentrum in der Lagune und ziehen aufs Festland, ihre Wohnungen werden in Hotels oder BnBs umgewandelt – finanziell ein Gewinn. Aber die Lebensqualität? Regisseur Andrea Segre hat mit Welcome Venice keinen Film gedreht, der die Stadtentwicklung Venedigs anklagt, auch versucht er keine soziologische Studie. Er erzählt von einer Familie ehemaliger Fischer auf der Insel Giudecca, besonders von zwei Brüdern, die in dieser ökonomisch-emotionalen Zwickmühle stecken. Pietro, der noch dem mühsamen und wenig einträglichen Geschäft als Fischer von Moeche (einer Art von Krebsen) nachgeht, und Alvise, der versucht, als Unternehmer im Tourismus Fuß zu fassen.

im Kino: Welcome Venice