im Kino: Padre d’Italia


Zwischen Lebensangst und Übermut – ein ungleichen Paar auf der Reise durch Italien. Zwei junge Erwachsene, denen es schwerfällt, erwachsen zu werden.

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Lust am Leben – Isabella Ragonese in „Il Padre d’Italia“

Mailand (Cinema Mexico) – Paolo, 30 Jahre alt, lebt zurückgezogen in Turin in einer Problem beladenen homosexuellen Beziehung. Eines Abends trifft er auf die etwa gleichaltrige, im sechsten Monat schwangere Mia, die Sängerin einer Rockband. Nach einem Ohnmachtsanfall begleitet er sie ins Krankenhaus und beherbergt sie für eine Nacht in seiner Wohnung. Danach bringt die vitale, optimistische und zugleich etwas durchgedrehte Frau das stille Leben von Paolo völlig durcheinander.

Zunächst soll er sie nur zu ihrer Band nach Asti begleiten, wofür Paolo sich einen Lieferwagen von seiner Arbeitgeberin ausborgt. Doch Mia wird von der Band brüsk zurückgewiesen und es beginnt eine turbulente Reise durch Italien, über Rom und Neapel bis in den tiefen Süden nach Kalabrien und Sizilien, die aus dem lebensunfähigen Paolo einen neuen Menschen macht – und zum Vater von Italia, der Tochter, die Mia schließlich zur Welt bringt.

Eine turbulente Beziehung

„Padre d’Italia“, der zweite Film des 36jährigen Regisseurs Fabio Mollo aus Reggio Calabria mit Luca Marinelli (Paolo) und Isabella Ragonese (Mia) in den Hauptrollen, ist ein Film über Vaterschaft und die Ängste, in der heutigen Gesellschaft Kinder in die Welt zu setzen. Zugleich ein Film über Träume und den Schrecken, dass sie sich bewahrheiten könnten. Er erzählt aber vor allem von einer turbulenten Beziehung zwischen dem verschlossenen Paolo und der leichtsinnigen Mia. Paolo überwindet in dieser Beziehung seine Sprachlosigkeit und erzählt Mia von seiner schmerzvollen Vergangenheit. Er wuchs, von den Eltern allein gelassen, in einem Waisenhaus auf. Die abenteuerlustige Mia hält es jedoch nicht in der engen Welt ihrer kalabresischen Familie aus, in die sie sich schließlich mit Paolo flüchtet. Sie zeigt sich auch unfähig, Verantwortung für ihr Kind zu übernehmen.

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Auf der Reise zu sich selbst: Paolo (Luca Marinelli) und Mia (Isabella Ragonese)

„Padre d’Italia“ ist zudem ein Roadmovie, eine italienische Reise – aber ohne die kleinsten touristischen Anklänge. Die Städte kann man höchstens an Details erraten und die Landschaften verweigern sich jeder romantischen Anmutung. Ganz Italien scheint eine von Schnellstraßen durchquerte Peripherie und an der Küste wachsen Verladekräne in den Himmel. Vielleicht hat Fabio Mollo ein bisschen zu viele Problematiken in seinen Film geladen, der manchmal unmotiviert zwischen Leichtigkeit und Schwerfälligkeit, Ironie und Psychologie wechselt.

Padre d’Italia. Regie: Fabio Mollo. Drehbuch: Fabio Mollo, Josella Porto. Kamera: Daria D’Antonio. Mit Luca Marinelli, Isabella Ragonese. 93 Minuten. Bianca Film, Rai Cinema, Italien 2017 .

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