im Kino: Tutto quello che vuoi


Francesco Bruni hat eine liebevolle und zugleich bittere Komödie über die Generationen gedreht.

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Der Poet und der Taugenichts – Giuliano Montaldo und Andrea Carpenzano

Mailand (Cinema Arcobaleno) – Ein 22jähriger Taugenichts, Alessandro, hängt den ganzen Tag mit seinen Freunden aus dem Viertel auf der Piazza rum. Dumme Sprüche, nichts im Kopf und unfähig tiefe Gefühle zu entwickeln. Doch bald erweist sich, dass man ihn und seine Freunde nicht so einfach abschreiben kann. Widerwillig nimmt Alessandro (Andrea Carpenzano) einen Job an. Er soll den 85jährigen Poeten Giorgio (Giuliano Montaldo), den die Alzheimerkrankheit nach und nach die Erinnerungen durcheinander bringt, auf Spaziergängen begleiten. Ein Dichter, der von seiner Umwelt längst vergessen worden ist. Was eine kopflastige Erzählung hart am Rand von Kitsch und Stereotype hätte werden können, wird in der liebevollen und zugleich bitteren Komödie „Tutto quello che vuoi“ („Alles, was du willst“) von Francesco Bruni stimmig.

Die Begegnung mit dem Alten, dem die Krankheit die Klarsicht aber nicht die Würde und die Eleganz geraubt hat, verändert Alessandro, ohne dass es ihm und seinen Freunden der Clique bewusst wird. Auch nicht, als sie meinen, dass Giorgio sie zu einem Schatz aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges in die Toskana führen kann, den angeblich die US-Army beim Marsch nach Norditalien dort hinterlassen hat.

Zwischen Generationen und sozialen Klassen

Francesco Bruni, 1961 in Rom geboren, gehört zu den erfolgreichsten Drehbuchautoren Italiens und hat u.a. lange mit Paolo Virzi zusammen gearbeitet. Seine erste Regiearbeit „Scialla!“ wurde 2011 auf der Filmbiennale von Venedig ausgezeichnet. In „Tutto quello che vuoi“ überzeugen vor allem die Dialoge. Auch verfällt Bruni nicht der Versuchung, Rom (Trastevere) oder die Toskana als Postkartenidylle zu benutzen. So traumhaft Teile der Handlung sind, so realistisch bleiben die Protagonisten und ihre sozialen Widersprüche und Konflikte.

Großartig der Regisseur Giuliano Montaldo (geboren 1930 in Genua) in Rolle des kranken alten Poeten, dessen Wunderlichkeiten eine tiefe Humanität ausstrahlen. Montaldo hatte einst als Schauspieler in einem Film von Carlo Lizzani begonnen, bevor er ins Regiefach wechselte und in unzähligen Arbeiten wie „Gott mit uns“ oder „Sacco e Vanzetti“ die Filmgeschichte Italiens mitgeschrieben hat. In einer Nebenrolle überzeugt Donatella Finocchiaro als mütterliche Geliebte Alessandros.

Tutto quello che vuoi. Mit u.a. Giuliano Montaldo, Andrea Carpenzano, Donatella Finocchiaro. Drehbuch und Regie: Francesco Bruni. Kamera: Arnaldo Catinari. Produktion: IBC Movie. Italien 2017

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