Cortona, Anfang Februar 2017 – Steil ziehen sich die Gassen zur Franziskuskirche hoch. Fra Elia hat mit ihrem Bau um 1245 in der einst kaiserlichen Stadt im Südosten der Toskana begonnen. In diesen ruhigen Wochen des Jahres, wenn der Winter noch nicht ganz gegangen ist, und der Frühling unter einer blassen Sonne nur schüchtern erste Blüten zeigt, gibt sich Cortona mittelalterlich verschlossen. Die Zeit scheint aufgehoben, der Blick streift von der Hügelstadt aus über die Valdichiana südlich zum Trasimenischen See. Nördlich liegt die Einsiedelei Le Celle nicht weit. Hinter den grauen Steinen der Häuser von Cortona geht es jedoch lebendiger zu, als die menschenleeren Gassen und Plätze an diesem Nachmittag vermuten lassen. Man bereitet sich auf den Karneval vor. Auch wenn es nicht wie in Foiano da Chiana zu Rosenmontag einen prächtigen Umzug gibt, wird doch in der Altstadt auf dem Hügel wie in der Ebene in der Neustadt Camucia auf den Straßen gefeiert – in bunten, in mittelalterlichen Kostümen versteht sich. Die graue Gegenwart spiegelt sich in der Lokalpresse wieder. Die Drogenszene wächst, man streitet über sozialen Wohnungsbau und registriert einen Bankeinbruch mit magerer Beute von achttausend Euro. Überhaupt, wenn doch endlich wieder Sommer wäre, die amerikanischen Touristen kämen, die kleinen Läden öffneten und die Feltrinellis wieder ihr Mix Festival veranstalten würden. Dabei gibt das mittelalterliche Cortona selten so viel von seiner Vergangenheit preis wie in diesen Tagen Anfang Februar, an denen eine profane Stille die Kirche von San Francesco umhüllt.