Theaterbiennale im Zeichen deutschsprachiger Inszenierungen


Venedig. In der Lagunenstadt hat am Donnerstag (30. Juli) die Theater-Biennale 2015 begonnen. Den Auftakt machte die Basler Inszenierung „Das Weiße vom Ei“ von Christoph Marthaler nach einer Vorlage von Eugène Labiche. Der Schweizer Regisseur wurde außerdem mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Theater-Biennale gehört bereits seit 1934 zu den Sparten der venezianischen Kulturstiftung, die allerdings in der Öffentlichkeit vorwiegend mit der Kunst (bzw. Architektur) und dem Film verbunden wird. Kaum wahrgenommen werden ebenso die Biennalen zur Gegenwartsmusik (seit 1930) und zum Tanz (seit 1999).

Die diesjährige internationale Theater-Biennale, die der Spanier Alex Rigola leitet, steht dabei ganz im Zeichen deutschsprachiger Aufführungen. Darunter auch Fassbinders „Die Ehe der Maria Braun“ in der Regie von Thomas Ostermeier (Schaubühne Berlin / Kammerspiele München) sowie Arbeiten des Berners Milo Rauch („Hate Radio“) oder des Hamburgers Falk Richter („Never Forever“). Bis zum 9. August ergänzen Inszenierungen aus Spanien (zum Beispiel von Llius Pasqual), Litauen (Oskaras Korsunovas) oder Italien (Antonio Latella) das Programm. Die Regisseure halten zudem Workshops ab. Dass dabei auch politische Untertöne hörbar werden, zeigt ein Interview von Thomas Ostermeier mit dem Corriere della Sera. Darin beklagt Ostermeier etwa die „Hegemonie“ Deutschlands in Europa, durch die „ganzen Generationen besonders in Griechenland, aber auch in Italien, Spanien oder in den französischen Banlieus die Möglichkeit genommen wird, sich eine Zukunft zu entwerfen.“ Das Fassbinder-Stück versteht der Regisseur deshalb auch als „eine Art Nachdenken über Macht“.