DIE STIRN BIETEN


Edizioni e/o, der Verlag von Elena Ferrante, verweigert sich dem Vertriebsriesen Amazon

copyright Corriere della Sera/Reuters

Ein Ozean von Büchern – Amazon Lager in London

Mailand/ Rom – David gegen Goliath ist eine Geschichte, die man jeden Tag wieder neu (und anders) schreiben kann. Im italienischen Verlagswesen zum Beispiel lehnt sich gerade der kleine römische Verlag Edizioni e/o, der unter anderem die Bücher der mysteriösen Bestsellerautorin Elena Ferrante herausgibt, gegen den Vertriebsriesen Amazon auf. Amazon, so heißt es in einer Mitteilung der Verleger Sandro Ferri und Sandra Ozzola, habe e/o aufgefordert, den Skonto für die Bücher des Verlages, zu erhöhen, was sie abgelehnt haben. Ferri und Ozzola nenen keine Zahlen, doch der Corriere della Sera spricht von einer Forderung um die 50 Prozent Preisnachlass auf den Verkaufspreis. In Italien kann man davon ausgehen, dass in der Regel die Verlage dem unabhängigen Buchhandel einen Rabatt von 30 bis 35 Prozent gewähren, der sich für die Ketten wie etwa Feltrinelli oder Mondadori auch auf 40 bis 45 Prozent erhöhen kann.

Auf die Weigerung Ferris reagierte Amazon nicht nur mit dem Verzicht, weitere Exemplare der Edizioni e/o aufzunehmen, sondern schickte auch die zurück, die das weltweit operierende Unternehmen bereits auf Lager hatte. Neben Elena Ferrante (auf Deutsch liegen die Titel ihrer neapolitanischen Saga „Meine geniale Freundin“ beim Berliner Suhrkamp Verlag vor) gehören dazu auch italienische Übersetzungen etwa von Alice Sebold, Christa Wolf oder Christoph Hein. Bücher der Edizioni e/o tauchen bei Amazon jetzt nur noch über Drittanbieter auf – und damit teurer und mit längeren Lieferzeiten.

An der Grenze zum Dumping

Das ist ein harter Schlag für den Verlag im Weihnachtsgeschäft, wie Sandro Ferri zugibt. Auch wird er den amerikanischen Goliath mit seinem Stolz nicht in die Knie zwingen können. Aber er habe aus „ziviler Verantwortung“ sich gegen eine Preispolitik von Amazon „an der Grenze zum Dumping“ wehren wollen, zitiert der Corriere den Verleger, der so immerhin als moralischer Sieger aus dem ungleichen Kampf hervor geht.

Unterstützung findet Sandro Ferri auch vom Präsidenten des Verlegerverbandes AIE Ricardo Franco Levi, der die Weigerung von e/o, sich dem Diktat Amazons zu beugen,„weitgehend akzeptabel“ nannte. In einer knappen Verlautbarung des Internet-Unternehmens heißt es dagegen, man wolle nicht die Handelsbeziehungen mit Verlagen kommentieren, „respektiere jedoch ihre Entscheidungen.“ Sicher hat die Gruppe von Jeff Bezos in Italien andere Sorgen, als die Entscheidung eines kleineren Verlages, ihr stolz die Stirn zu bieten. Gerade musste Amazon beim italienischen Fiskus eine Steuerschuld von 100 Millionen Euro begleichen. Und im zentralen Vertriebszentrum von Piacenza steht die Belegschaft wegen unzureichender Arbeitsbedingungen auf Kriegsfuß.

Hier zur Mitteilung der Edizioni e/o