17 AUF EINEN STREICH


Meisterwerke aus dem Kunstmuseum von Verona geraubt

Verona. Ein dreister Bilderraub hat in Italien wieder einmal eine Diskussion über den Zustand und den Schutz der Kulturgüter des Landes ausgelöst. Am Donnerstag Abend (19.11.) waren Diebe kurz vor Schließung in das Museo di Castelvecchio von Verona eingedrungen und hatten die Kassiererin, den einzigen Wachmann und die letzten zwei Besucher überwältigt und handlungsunfähig gemacht. In aller Ruhe haben sie dann 17 Gemälde ihrer Wahl – darunter Arbeiten von Bellini, Pisanello, Mantegna, Tintoretto und Rubens aber auch eher unbedeutende Werke – von den Wänden des kommunalen Museums genommen.

Das Überwachungssystem war abgeschaltet
Nach etwa nach einer Stunde Arbeit machten sie sich mit ihrer Beute aus dem Staub. Ein Überwachungssystem mit Fernsehkameras war zu der Zeit außer Betrieb. Die Mitarbeiter eines Privatunternehmens für die Nachwache trafen turnusmäßig erst später ein. Die Direktorin hielt sich derweil zusammen mit dem Bürgermeister bei einem Gala-Diner auf.

Die auf Verbrechen mit Kunstgütern spezialisierte Polizeieinheit rätselt über die Hintergründe dieses „außergewöhnlichen“ Raubzuges. Die Gemälde sind wegen ihrer Bekanntheit – der Gesamtwert wird nach Pressemeldungen auf 20 Millionen Euro geschätzt – schwer auf dem internationalen Markt unterzubringen. Gegen einen gezielten Diebstahl im Auftrag eines Kunstliebhabers spricht die hohe Anzahl der Bilder, die die Täter haben mitgehen lassen. Möglich scheint ein „Erpressungsraub“, doch auch für „Artnapping“ bleibt Diebstahl anormal.

Kunsträuber werden wir Fahrraddiebe bestraft
Kunsthistoriker beklagten eine Kulturpolitik, die wenige herausragende Einrichtungen schütze, aber die breite Masse der Institutionen, die den eigentlichen kulturellen Humus des Landes bildet, vernachlässige. In Italien gibt es rund 4.500 Kultureinrichtungen, darunter 3.800 Museen – die meisten auf kommunaler Ebene. Kürzungen der Finanzmittel und Streichungen von Personalstellen hätten Museen und Ausgrabungsstätten weiter angreifbar gemacht.

Hinzu kommt, dass es keine spezielle rechtliche Grundlagen und entsprechend schwere Strafen für Verbrechen dieser Art gibt. Es sei ein „Irrsinn“ Kunsträuber wie Fahrraddiebe zu bestrafen, empörte sich Tomaso Montanari in der Tagesszeitung la Repubblica. Und darüber, dass Museen schlechter bewachten werden als der kleinste Supermarkt.