Am Gardasee


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Blick auf den Lago di Garda vom Castello Scaligero in Sirmione aus

Desenzano sul Garda/ Sirmione, Anfang Juni – Eine kleine Tour führt zu drei staatliche Einrichtungen unter der Direzione Regionale Musei Lombardia an den Gardasee. Sie beginnt in Desenzano sul Garda bei den Ausgrabungen einer römischen Villa, die bis zum 4. Jh. n. Chr. mehrfach verändert wurde. Möglich, dass sie zuletzt von einem Bruder des Kaisers Magnentius (350-353 n. Chr.) erweitert wurde – auf diesen Flavius Magnus Decentius geht angeblich auch der Name von Desenzano zurück. Von seiner Villa öffnete sich ein Panoramablick auf den See. Inzwischen von einem Wohnviertel umgeben, liegt sie eher versteckt und zählt zu den weniger bekannten Attraktionen von Desenzano. Erst im letzten Jahrhundert entdeckt spiegeln die Ausgrabungen der Villa Romana noch das Forschungsbemühen von Wissenschaftlern wider. Die Anlage erschließt sich nicht sofort beim Besuch (auch, weil die angebotene App der drei Einrichtungen schwer runterzuladen und nicht leicht zu bedienen ist). Dennoch lohnt das Kommen allein wegen der herrlichen Fußbodenmosaike.

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Eines von vielen Fußbodenmosaiken der Villa Romana in Desenzano

Die nächste Etappe bildet das gotische Castello Scaligero gleich am Zugang zum historischen Zentrum von Sirmione am Ende einer schmalen Landzunge, die in den Lago di Garda gleichsam einsticht. Die imposante Anlage einer Wasserburg war 1360/1380 unter den Herrschern von Verona (die Familie Della Scala) entstanden. Sie verlor dann unter venezianischer Kontrolle vom 16. Jh. an ihre militärische Bedeutung zugunsten von Peschiera. Vom Turm hat man einen fantastischen Blick auf den See, Sirmione und die Uferlandschaft. Und auch auf die sogenannten Grotten von Catull am äußersten Ende der Landzunge.

Die erreicht man über einen Panoramaweg am Ufer oder quer durch das alte, vom Fremdenverkehr aber total „verstellte“ Zentrum von Sirmione, das im Kleinen unter dem Touristenansturm leidet wie Venedig im Großen. Eine Eisdiele reiht sich hier an die andere. Nach 10 Minuten Fußweg dünnt sich der Besucherandrang aber merklich aus. Und in der weitläufigen Anlage der Grotte di Catullo bleibt man oft allein. Der Name täuscht gleich zweimal: Als die Anlage im 15. Jh. von Reisenden entdeckt wurde, war sie so von Natur überwachsen, dass man ihre Bogengänge für Grotten hielt. Dabei handelt  es sich um die Reste einer riesigen römischen Villa. Der Poet Gaius Valerius Catullus (um 84-54 v. Chr.) besaß zwar ein Landgut auf Sirmione, doch wurde diese Villa hier nachweislich erst nach seinem Tod im 1. Jh. n. Chr. errichtet.

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Herrliche Aussicht: Die Anlagen der sogenannten Grotten von Catull in Sirmione

Die Begegnung von Architektur und Natur macht ihren Besuch zu einem Erlebnis. Der Jahrhunderte alte Olivenhain, der sie teilweise bedeckt, wird gerade wissenschaftlich untersucht, auch um altersschwache Pflanzen am Leben zu halten. Malerisch führen Terrassen zum Seeufer hinab. In einem kleinen archäologischen Museum werden antike Fragmente aufbewahrt und ein Modell führt die monumentale Anlage plastisch vor Augen.

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Teurer Spaß: Open Air Installationen am Abend

Bis Ende Juli verwandeln sich die Grotte di Catullo abends nach 21 Uhr in ein „Wonder(Is)land“. Unter der künstlerischen Leitung der Brasilianerin Vera Uberti illuminieren unter dem Titel „Stravaganze Imperiali“ Lichtinstallationen die Anlage. Bei einem absurd teuren Eintritt pro Kopf von 116,60 Euro (einschließlich Vorverkauf) allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen nur für die Happy few. Vielleicht sollte der Staat, der diese Einrichtung verwaltet und die Iniziative unterstützt, hier demokratischer vorgehen.

Villa Romana e Antiquarium. Via Crocefisso 22, Desenzano del Garda. Di-Sa 9.00 bis 19.30, So 14 bis 19.30 Uhr, Mo geschl. Eintritt 4 Euro. Info hier

Castello Scaligero, Piazza Castello 34, Sirmione. Di-Sa 8.30 bis 19.15, So 8.30 bis 13.30 Uhr, Mo geschl. Eintritt 6 Euro. Info hier

Grotte di Catullo e Museo Archeologico, Piazzale Orti Manara 4, Sirmione. Di-Sa 8.30 bis 19.30, So 14 bis 19.30 Uhr, Mo geschl. Entritt 8 Euro. Info hier

Sammelkarte für alle drei Einrichtungen 14 Euro