„Monumenti antichi inediti“ – Die Illustrationen von Winckelmanns einziger Veröffentlichung in italienischer Sprache im Museum m.a.x. von Chiasso
Chiasso (m.a.x. museo bis 7.5.2017) – Im Jahr, in dem der 300. Geburtstag von Johann Joachim Winckelmann (Stendal 9.12.1717) gefeiert wird, gibt es eine Reihe von Ausstellungen, die mit seinem Leben oder seinem Werk in Verbindung stehen. Veranstaltet werden sie in Orten wie Weimar oder Rom, Wörlitz oder Neapel, Wien oder Kopenhagen. Aber ausgerechnet Chiasso, die Schweizer Grenzstadt nach Italien, die man weder mit der Person Winckelmanns noch mit der Geschichte des Neoklassizismus in Verbindung bringen kann, macht den Auftakt. Hier wird sein einziges Druckwerk in italienischer Sprache, die Monumenti antichi inediti von 1767 gleichsam wiederentdeckt. Zu sehen sind alle 208 Grafiken der Veröffentlichung, dazu kommen 20 Kupferdruckplatten, Probedrucke, Gemälde, Bücher und andere Objekte.
Winckelmann, der mit seiner „Geschichte der Kunst des Alterthums“ (1764) einen grundlegenden Beitrag zur Archäologie und zum Begriff der Ästhetik geleistet hatte, wollte sich zunächst mit einer kleineren italienischen Arbeit für die Aufnahme in die Accademia Etrusca von Cortona bedanken. Heraus kam schließlich die zweibändige Arbeit über „unbekannte alte Denkmäler“ in den ihm bekannten Sammlungen Roms und Neapels – vor allem die des Kardinals Alessandro Albani, in dessen Diensten als Bibliothekar und Berater Winckelmann seit 1758 stand und dem er die Veröffentlichung auch widmete.
Die Verbreitung des Begriffs vom Schönen in der Antike
Es war das erste Mal, dass der Autor seine Schriften auch mit detaillierten Abbildungen illustrieren ließ: Zeichnungen von Skulpturen, Büsten, Flachreliefs, Vasen, Mosaiken etc. Winckelmann selbst hatte sie in Auftrag gegeben und auch bezahlt. Doch bis zu seinem Tod 1768 in Triest wurde das Buch kaum verkauft und war finanziell ein Reinfall. Eine deutsche Übersetzung erschien 1791 in Berlin. Aber erst neue Drucke in Rom und Neapel – die auch in der Ausstellung zu sehen sind – machten die Arbeit Anfang des 19. Jahrhunderts in Sammlerkreisen bekannter. Die Zeichnungen trugen sicher im italienischen Sprachraum zur Verbreitung des Begriff vom Schönen in der Antike bei, den Winckelmann geprägt hatte. Dennoch ist die Veröffentlichung bis heute eher am Rand des Interesses der Forschung geblieben. So hätte man sich in der Ausstellung auch mehr Informationen über die dazugehörigen Texte gewünscht.
Die Ausstellung lebt dagegen von der unaufdringlichen Durchmischung unter anderem mit Gemälden etwa der Schweizerin Angelika Kaufmann, einem Fresko aus Pompeji, historischen Büchern oder handschriftlichen Aufzeichnungen Winckelmanns. Sie ist in Zusammenarbeit mit dem archäologischen Museum von Neapel entstanden, wohin sie anschließend ( 24.6. bis 25.9.) wandert. Im Museum m.a.x. von Chiasso beschränkt man sich bei den Erläuterungen der Säle ganz auf das Italienische, was leider einen provinziellen Eindruck hinterlässt. Immerhin verspricht der angekündigte Katalog, der zur Eröffnung der Ausstellung aber noch nicht vorlag, eine zweisprachige italienisch-englische Fassung.
J.J. Winckelmann (1717-1768). I „Monumenti antichi inediti“. Storia di un opera illustrata. m.a.x. museo, Chiasso, bis 7. Mai 2017, montags geschlossen. Katalog, Skira (Mailand), italienisch/englisch, 37 CHF bzw. 35 Euro.
Zum Thema ist auch der Band „Johann Winckelmann. Begründer der klassischen Archäologie und modernen Kunstwissenschaft“ von Klaus-Werner Haupt in der Weimarer Verlagsgesellschaft (Verlagshaus Römerweg) erschienen (296 Seiten, 28 Euro). Das Neue Museum Weimar zeigt vom 7.4. bis 2.7. die Ausstellung „Winckelmann. Moderne Antike“.