Zum ersten Mal führt eine Frau eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt
Vatikanstadt/Rom (21.12.2016) – Zum ersten Mal übernimmt eine Frau die Leitung der Vatikanischen Museen. Die 54jährige Archivarin und Kunsthistorikerin Barbara Jatta aus Rom wurde kurz vor Weihnachten von Papst Francesco ernannt. Sie löst am 1. Januar Antonio Paolucci (77) ab, vormals oberster Denkmalschützer von Florenz, der den Apostolischen Museen seit 2007 vorgestanden hatte. Unter seiner Leitung konnte zuletzt der sogenannte Braccio Nuovo mit der bedeutenden Sammlung antiker Skulpturen nach einer langen, siebenjährigen Restaurierung wieder eingeweiht werden. Die Vatikanischen Museen (800 Mitarbeiter, 6 Millionen Besucher jährlich) gehören mit einem sieben Kilometer langem Ausstellungs-Parcours, der unter anderem durch die Sixtinische Kapelle führt, zu den größten Kunstsammlungen der Welt.
Barbara Jatta (verheiratet, drei Kinder) hatte sich nach dem Studium der Geisteswissenschaften an der Universität ihrer Heimatstadt „La Sapienza“ zunächst an der Schule für Paläographie des Vatikans in Archivwissenschaften ausbilden lassen, und anschließend wiederum an der Uni Rom im Fach Kunstgeschichte spezialisiert. Seit 1994 unterrichtet sie an der Universität Neapel Suor Orsola Benincasa Geschichte graphischer Kunst. 1996 kam sie an die Apostolischen Bibliothek des Vatikans, wo sie unter anderem die Abteilung für Kunstdrucke übernahm. Von dort wechselte sie im vergangenen Juni als Stellvertreterin von Paolucci in die Vatikanischen Museen.
Einbruch in eine Männerwelt
Radio Vatikan stellte erstaunt fest: „Frauen sind selten an der Spitze großer Kunstmuseen vertreten.” Der Louvre in Paris, der Prado in Madrid, die Uffizien in Florenz, die National Gallery in London oder die Eremitage in Sankt Petersburg haben männliche Direktoren. Aus der Reihe tanzen nur wenige Einrichtungen wie das Kunsthistorische Museum Wien, das seit 2009 mit Sabine Haag eine Generaldirektorin hat, sowie seit dem vergangenen Jahr die Galleria dell’Accademia in Florenz mit der Deutschen Cecile Hollberg. Und jetzt auch der Vatikan.
Siehe auch einen Beitrag in der Kunstzeitung (Berlin) Nr. 247 / März 2017