Stefano Bennis kleiner Erzählband „Die Pantherin“
Mailand – Einst schrieb er Gags für den Komiker Beppe Grillo. Doch die Italiener haben Stefano Benni längst als einen ihrer vielseitigsten Autoren kennen und lieben gelernt. In Bologna 1947 geboren gehört er auch zu den im Ausland erfolgreichsten Erzählern und Lyriker des Landes mit weltweit über 2,5 Millionen verkauften Exemplaren seiner Bücher. Spielerisch wechselt er die Genres zwischen Science-Fiction und Satire, Märchen und Comic, zwischen Literatur, Theater, Film und Journalismus. In seinem jüngsten auf Deutsch bei Wagenbach erschienenden Band „Die Pantherin“ ist er zur Novelle zurückgekehrt. (Die italienische Ausgabe kam 2014 unter dem Titel „Pantera“ bei Feltrinelli heraus.)
Der Band enthält neben der Titelgeschichte die kleinen Erzählung „Aixi“, die Wagenbach aber etwas stiefmütterlich wie ein Anhang behandelt. Dabei hängen die Erzählungen zusammen. In der ersten geht es um die mondäne Figur einer ganz in schwarz gekleideten Billardspielerin. Einer jungen Frau, die in die Männerwelt eines drei Treppenfluchten tief liegenden verräucherten Salons hinabsteigt, um schließlich einem Herausforderer zu begegnen, dem es um Leben oder Tod geht. In der zweiten wird die Geschichte der zwölfjährigen Fischertochter Aixi auf Sardinien erzählt, die ihren todkranken Vater pflegt und für ihn auf dem Meer ihr Leben aufs Spiel setzt.
Hier grell geschminkt, dort poetisch träumerisch
Das sind zwei märchenhaft anmutende Erzählungen. „Die Pantherin“ ist mit Adjektiven und lustvollen Typisierungen der „Unterwelt“ gleichsam grell geschminkt, wohingegen „Aixi“ eher poetisch träumerisch dem Rhythmus der Wellen folgt. Beide zeichnet ein melancholischer Grundton aus, die einen Autor zeigen, der sich selbst bereits im letzten Lebensdrittel bewegt. Aber um sich nicht darin zu verlieren, wählt er die Erzählperspektive von Jugendlichen. Die Pantherin erleben wir mit den Augen eines 15jährigen Gehilfen des Billardsalons, der sich in diesen eiskalten Engel verliebt. Die 12jährige Aixi selbst (wenn auch nicht als Ich-Erzählerin) führt uns in die untergehenden Welten der Korallentaucher und Fischer Sardiniens. Derweil klingen literarische Vorbilder an. Borges, Hemingway…
Doch stören diese Echos nicht. Im Gegenteil fühlt sich der Leser von beiden Texten, die Mirjam Bitter einfühlsam übersetzt hat, sofort gefangen. Das kleine Buch ist viel zu schnell ausgelesen, besonders die Wege der nixengleichen Aixi hätte man gerne länger verfolgt. Es ist ein Band, der stimmungsmäßig gut in den Herbst passt, wenn ebenso das Jahr sich seinem letzten Drittel zuneigt.
Stefano Benni: Die Pantherin. Aus dem Italienischen von Mirjam Bitter. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin. 92 Seiten, 15 Euro
PS Aber warum muss man im Deutschen immer „Espresso“ übersetzen, wenn es sich um einen Caffè aus einer „Moka“ oder, wie es bei „Aixi“ heißt, um eine „sprotzelnde caffettiera“ handelt. Ein Caffè Espresso kommt aus Maschinen, wie man sie grundsätzlich in Bars (und vielen wohlhabenden Haushalten) findet aber nicht in einer armseligen Fischerhütte. Italien ist nicht nur ein literarisch, sondern ein auch an Kaffee(maschinen)formen reiches Land. Und nicht jeder Caffè ist ein Espresso, wie nicht jeder Spumante ein Prosecco ist.