EINE ENTDECKUNG


Teodoro Wolf Ferrari und „Die Modernität der Landschaft“ in einer Ausstellung in Conegliano bei Treviso

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Frei nach Böcklin – Teodoro Wolf Ferrari „Isola misteriosa“ (1917)

Conegliano (Palazzo Sarcinelli bis 24.6.2018) – Im Hinterland von Venedig gibt es einen Künstler (wieder) zu entdecken, der gleichzeitig lokal verwurzelt war wie auch europäisches Format hatte. Das Werk des Landschaftsmalers Teodoro Wolf Ferrari (1878 – 1945) ist jetzt im Palazzo Sarcinelli zu sehen. Rund 70 Arbeiten (Gemälde, Aquarelle, Dekorationstafeln, Glasarbeiten u.a.), dazu einige Bilder von Zeitgenossen, legen Rechenschaft ab, wie Wolf Ferrari zwischen München und Venedig sich ein bemerkenswertes Oeuvre schuf. Das geriet jedoch nach erfolgreichen Jahren – zwischen 1920 und 1938 war der Künstler auf jeder Biennale vertreten – nach seinem Tod in Vergessenheit. Wer den Namen Wolf Ferrari hört, denkt zunächst an des Malers älteren Bruder, den Komponisten Ermanno Wolf Ferrari (1876-1948).

Teodoro kam als Sohn des deutschen Malers August Wolf und seiner italienischen Frau Emilia Ferrari in Venedig zur Welt. Nach ersten Studien in der Lagunenstadt zog er mit 18 Jahren nach München, wo er vom Jugendstil wie von den sezessionistischen Tendenzen auch aus Wien beeinflusst wurde. In Venedig schloss er sich später einer Gruppe von Malern des Ca’ Pesaro an und verlegte seinen Wohnsitz wieder an die Lagune. Er war Mitbegründer der Künstlergruppe l’Aratro („Der Pflug“), die sich der Bewegung Die Scholle von Leo Putz orientierte.

Ein neoimpressionistisches Alterswerk

Nach dem Krieg zog Wolf Ferrari sich desillusioniert von der politisch-gesellschaftlichen Entwicklung nach San Zenone aufs venezianische Hinterland in der Provinz Treviso zurück. Hier entstand ein dem Neoimpressionismus zugewandtes Alterswerk und hier starb der Maler auch kurz vor Ende des 2. Weltkrieges.

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Abendstimmung – „Sera di september“ (1933)

Die Ausstellung, die Werke aus vielen Privatsammlungen und Galerien vereinigt und damit Teodoro Wolf Ferrari seit langer Zeit wieder eine große Bühne bietet, geht nach Themen geordnet in sieben Sektionen vor und umfasst damit das Gesamtwerk des Künstlers. Da sind die noch ganz romantisch geprägten Bilder von einem Aufenthalt in der Lüneburger Heide (ab 1904), vom Jugendstil bestimmten Glasfensterarbeiten (1912), das an Böcklin orientierte symbolistische Inselgemälde „Isola misteriosa“ (1917) bis zu Birkenstudien und den Landschaften zwischen Asolo und Treviso. Zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog mit Aufsätzen von Giandomenico Romanelli und Franca Lugato in italienischer Sprache erschienen.

Teodoro Wolf Ferrari – La Modernità del Paesaggio. Palazzo Sarcinelli, Conegliano (Treviso), bis 24. Juni 2018. Tgl. außer Mo 9 – 18 Uhr (Fr – So 9 – 19 Uhr). Eintritt: 11 Euro. Katalog (Marsiglio) 22 Euro in der Ausstellung (25 Euro im Handel).
Info: www.mostrawolfferrari.it