Gemma Carbone eröffnet mit ihrem Stück über den Mord an Olof Palme im Teatro Elfo Puccini eine Reihe von neuen Inszenierungen junger Autoren zu politischen Themen im italienischen Theater
Mailand (Teatro Elfo Puccini) – Politik, Leidenschaft, Macht – unter diesen Stichworten hat das Teatro Elfo Puccini seine diesjährige Reihe Nuove storie („Neue Erzählungen“) gestellt, die – so der Kurator Francesco Frongia – mit jungen Theatergruppen politisch unbequeme Themen aufgreifen und ihre Umsetzung auf der Bühne untersuchen will. Den vielversprechenden Anfang machte jetzt Gemma Carbone mit ihrem Stück Gul – Uno sparo nel buio („Gelb – Ein Schuss im Dunkel“). Dabei geht es um den Mord an Schwedens Ministerpräsident Olof Palme.
Palme wurde im Februar 1986 in Stockholm nach dem Besuch einer Kinovorstellung auf dem Nachhauseweg mit zwei Schüssen in den Rücken getötet. Seine Frau Lisbet wurde dabei leicht verletzt. Der Fall konnte nie geklärt werden. Ein Kleinkrimineller wurde in erster Instanz verurteilt, dann aber wegen Mangels an Beweisen wieder freigesprochen. Spuren zu möglichen Tätern führen zur PKK in die Türkei, nach Südafrika, in die rechtsradikale Szene Schwedens aber auch zum P2-Großmeister Licio Gelli nach Italien.
Eine Fülle theatralischer Ideen
Die Italo-Schwedin Gemma Hansson Carbone, 1988 in Florenz geboren, ausgebildet in London, Mailand und Udine, pendelt zwischen Göteborg und Italien. In „Gul“ (schwedisch = gelb) gelingt es ihr, imaginäre Spuren und Verdächtigungen mit einem alltäglichen Blick einer untergeordneten Polizistin zu brechen. Am Textbuch hat auch die römische Richter und Krimiautor Giancarlo De Cataldo mitgearbeitet. Die Darstellerin schlüpft virtuos in verschiedene Rollen, die der Geschichte ihre politische Weite, aber auch ihre dramatische und menschliche Bodenhaftigkeit geben. Gemma Carbone setzt in ihrer für kleine Bühnen ohne große Mittel konzipierten Inszenierung eine Fülle von theatralischen Ideen besonders in der Lichtdramaturgie um. Man wünscht ihr bald einen Einsatz auf einer großen Bühne.
Die Inszenierung, eine Koproduktion des Teatro Koreja aus Lecce mit der Göteborger Gruppe Naprawski, zeigt zugleich den Reichtum der italienischen Theaterszene. Diese abzubilden ist auch das Ziel der Reihe Nuove storie im Mailänder Elfo. Es folgen in den kommenden Wochen fünf weitere Arbeiten, darunter ein Monolog über Fakenews („La nipote di Mubarak“ von Valentina Diana) oder ein Stück über einen Terroranschlag („Echoes“ von Lorenzo De Liberato). Die Reihe politica, passione, potere im Elfo Puccini möchte über die kritische Erzählung von Fakten hinaus den Zuschauer berühren – auch um neue Koordinaten zu finden, mit denen wir unserer Gegenwart gegenüber treten können.
Gul – Uno sparo nel buio. Mit Gemma Carbone (auch Regie). Text: Gemma Carbone, Giancarlo De Cataldo, Giulia Falzea, Riccardo Festa. Musik: Harriet Ohlsson. Kostüm: Marika Hansson. Licht und Bühne: Gemma und Carlo Carbone. Eine Koproduktion von Teatro Koreja (Lecce) und der Gruppe Naprawski (Göteborg). Teatro Elfo Puccini, Mailand, bis 24.5. Info hier
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