In Africo


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Hoch im Aspromonte – Blick auf die Ruinen von Africo Vecchio

Africo Vecchio, Ende Februar 2016 – Im Herzen des Aspromonte, rund 800 Meter oberhalb der Küste des Ionischen Meeres, liegt von Eichenwäldern umgeben das alte Africo. Man erreicht es nur auf einem Trampelpfad zwischen Dornen und Gesteinsbrocken. Die Erinnerungen an die Gründung des Ortes verlieren sich in der griechischen Antike, die in diesem Teil Kalabriens deutliche Spuren hinterlassen hat. Basilianer Mönche bauten im Mittelalter ein Kloster, der Heilige Leo von Bova und Africo lebte hier am Ausgang des 11.Jahrhunderts. Ziegenhirten und Bergbauern trotzten mit rebellischem Geist Jahrhunderte lang Erdbeben, Unwettern – und der Armut, die sie zeitweilig zwang, sich von Brot aus Eichelmehl zu ernähren. Mit Hilfe des Süditalienforschers Umberto Zanotti Bianco entstanden zwischen den beiden Kriegen des 20. Jahrhunderts eine Schule und Sozialeinrichtungen. Eine Überschwemmung des Flusses Aposcipo zerstörte in den 1950er Jahren einige Häuser des Ortes. Danach wurde die Bevölkerung, rund 2500 Personen, evakuiert. Man siedelte sie direkt an der Küste unweit der Mündung des Aposcipo wieder an. Dort aber waren Ziegenhirten und Bergbauern ihrer Arbeit beraubt. Während Africo Vecchio verfiel, entwickelte sich Africo Nuovo zu einem Hort krimineller Banden und Organisationen. Einer wie Gioacchino Criaco hat das in seinem Roman „Anime nere“ beschrieben, der gerade auch auf Deutsch unter dem Titel „Schwarze Seelen“ im Folio Verlag, Wien/Bozen erschienen ist. Zusammen mit Freunden will er jetzt Africo Vecchio wieder Leben einhauchen. Man möchte Unterkunftsmöglichkeiten für Touristen und Studenten schaffen, auch die alte Kirche San Leo restaurieren. Wann immer Criaco kann, führt er Besucher in den Aspromonte, wo einst seine Eltern lebten. Der Blick fällt an teils zerklüfteten, teils wild bewachsenen Bergformationen tief ins Tal bis ans Meer. Um den alten Ort herum sind alle Spuren der Zivilisation verwischt. Und laut rumorend fällt von Norden kommend der Wind über verwitterte Steine her.