Bozen im November – Der Walther-Platz ist mit Gittern abgesperrt, bald werden hier die Buden des Weihnachtsmarktes stehen. Der Tannenbaum ist bereits aufgerichtet. Touristen begnügen sich solange mit den Ständen in den Altstadtgassen, an denen Speck und Wurstwaren, Pilze und Maroni angeboten werden. Nieselregen passt zur Jahreszeit. Ungewöhnlich war das Wetter die Tage zuvor. Die Zeitungen berichten von Unwetterschäden. Stürme haben eine Million Kubikmeter Holz umgeworfen, liest man in den Dolomiten. Ganz Südtirol wurde zum Notstandsgebiet erklärt.
Notstand herrscht auch auf einem anderen Gebiet. Das Wochenmagazin ff zitiert Daten des Landesamts für Statistik (Astat): 41,8 Prozent der Südtiroler lesen im Verlauf eines Jahres kein einziges Buch. 62,1 Prozent gehen nie ins Theater, 69,4 Prozent nie in ein Museum – jeder Zweite schlägt nicht mal eine Tageszeitung auf.
Partner zum Regieren gesucht
In der Öffentlichkeit wie hinter verschlossenen Türen diskutiert man weiterhin des Ergebnis der jüngsten Wahlen zum Landtag. Die SVP hat Federn lassen müssen und muss sich einen Partner zum Regieren suchen. Die Grünen mit dem PD? Die Lega? Rufe nach Abgrenzungen werden laut. In der nördlichsten Provinz Italiens leben 48.000 Ausländer. Das entspricht einem Anteil an der Bevölkerung von 9,1 Prozent (Durchschnitt Italien: 8,5 Prozent; Lombardei: 22,9 Prozent). Trotzig leuchtet das Museion. Bozens mutiges Museum für Gegenwartskunst zeigt sich offen auch in dunklen Zeiten.