In Cagliari


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Cagliari Anfang August – Strahlend kreist ein Riesenrad abends hinter Palmen an der Hafenfront der sardischen Regionalhauptstadt. Das „City-eye“, das aus Salerno stammt – deshalb das große „S“ im Zentrum –, erreicht eine Höhe von 45 Metern. Vor genau einem Jahr wurde es aufgestellt und spaltete sogleich die öffentliche Meinung in zwei Lager. Für die einen ein Schandfleck vor dem  Meerespanorama, für die anderen ein neuer touristischer Anziehungspunkt. Sechs Monate sollte es sich drehen (Eintritt 10 Euro pro Kopf), doch bald stand es im Lockdown still, wurde im März diesen Jahres wieder geöffnet, nach einem weitern Lockdown erneut geschlossen, dann abermals eröffnet. Und wird Cagliari wohl noch diesen heißen Sommer lang begleiten.

Grün-blaue Begabungen

Während Sardinien in weiten Landstrichen wie in der Plenargia nach schweren Wald- und Buschbränden im Juli zerstört wurde, blieb die Inselmetropole bislang von solchen Unglücksszenearien verschont. Wie bei einem Bühnenbild streckt sie sich von zwei Lagunen seitlich begrenzt unter einer Festungsanlage vom Rhythmus ihrer Hügel geprägt am Meer entlang. Seit Jahren versucht man unter wechselnden Kommunalregierungen grün-blaue Potentiale zu fördern. Parkanlagen und Gärten wirken wie natürliche Kontrapunkte zu einer sich in der Nachkriegszeit schnell und nicht immer qualitätsvoll entwickelten Stadt mit heute 420.000 Einwohnern in der Metropolzone. Der schönste – mit einem spektakulärer Aussichtspunkt einer an Aussichtspunkten gewiss nicht armen Stadt – ist vielleicht der Park des Monte Urpinu. Der Monte Tuvixeddu mit einer Nekropole aus punischer Zeit wird zum Glück  vor dem Hunger der Bauindustrie gesetzlich geschützt. Aber auch in der planlos entwickelten nördlichen Vorstadt kann eine Anlage wie der von der Bevölkerung viel genutzte Parco Terramaini überraschen – schade nur dass Teile um einen See unzugänglich sind. © Cluverius

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Eingang und Parco Terramaini in der Vorstadt

Zu den Park- und Gartenanlagen gehören  neben anderen auch ein römisches Theater und ein Orto Botanico. Sie alle untereinander mit grünen Infrastrukturen zu verbinden, ist das Ziel eines neuen Entwicklungsplans (Piano del Verde), an dem das Mailänder Architekturstudio LAND im Auftrag der Stadtverwaltung arbeitet. Der Plan soll Cagliari auch für eine erneute Bewerbung beim European Green Capital Award fit machen, nachdem ein Versuch in diesem Sommer, mit dem Titel einer grünen Hauptstadt Europas für das Jahr 2023 ausgezeichnet zu werden, gescheitert war. „Wir machen weiter“, erklärt Bürgermeister Paolo Truzzu. Und will die Gründe der Ablehnung, die in dem Kommissionsbericht aufgelistet sind, als Motor für Verbesserungen und für die Bewerbung 2024 nutzen. Er träumt von seiner Stadt als „parco diffuso“, als eine von Park- und Grünflächen getragene urbane Landschaft: Cagliari als grüne Stadt am Meer.

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Blick auf die Neustadt vom Festungsviertel „Casteddu“ aus – im Hintergrund der Monte Urpinu und die Lagune Molentargius

Später, beim Abendbummel in  der Stadt würde man sich mehr grüne Spuren wünschen – hier ein paar Eindrücke:

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Essen in den Hafengassen


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Die „Marina“ – das Hafenviertel


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Kirche Sant’Eulalia


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Treffpunkt Piazza Yenne