in der Oper: I masnadieri


Die Inszenierung an der Mailänder Scala überzeugt musikalisch unter Dirigent Michele Mariotti. Der Regisseur David McVicar kämpft dagegen mit dem Libretto – und scheitert.

© Cluverius

Bevor der Vorhang aufgeht: Die Fratze des Bösen

Mailand (Teatro alla Scala bis 7.Juli) – Unter den Verdi-Opern gehören „I masnadieri“, die der „Schwan von Busseto“ mit nur 34 Jahren komponierte, zu den weniger bekannten. Nach der Premiere 1847 in London, die Verdi selbst dirigierte, wurden das Werk nur drei Mal auf der Scala aufgerührt, zuletzt 1978 unter der musikalischen Leitung eines damals 25jährigen Riccardo Chailly, heute musikalischer Leiter der Mailänder Oper. Das hat auch mit dem missglückten Libretto von Andrea Maffei zu tun, der Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“ verhunzte. In Mailand kamen „I Masnadieri“ jetzt unter der musikalischen Leitung von Michele Mariotti und der Regie des Briten David McVicar neu heraus.

Der vielfach ausgezeichnete Regisseur hat ohne Zweifel die schwierigere Aufgabe. Es geht nach Schiller in der Geschichte der Brüder Karl und Franz Moor um das Ringen zwischen Verstand und Gefühl, aber auch um Macht und Gesetz. Um der Kraut-und-Rüben-Vorlage von Maffei zu entgehen, schafft sich McVicar eine Art Rahmenhandlung, die die Geschichte gleichsam von einem Autor aus erzählt – als stumme Rolle (Schiller?) auf der Bühne immer dabei. Was aber nicht funktioniert. Zugleich verlegt der Regisseur die Handlung in eine Kadettenwelt – wohl in Anspielung an Schillers Jugendjahre. Und die Räuber treten in Form einer Balletttruppe auf – ein V-Effekt, der auch daneben geht. Zumindest entsteht so keine glaubhafte Verbindung zwischen Hauptmann Carlo und den ihm ergebenen Räubern, für die er ja schließlich Amalia opfert.

Viel Beifall für die Stimmen

Leichter hat es Michele Mariotti – zurzeit musikalischer Leiter der Oper Bologna – auch weil er jeden Ton der Partitur ernst nimmt und mit viel Gefühl für Rhythmus aber ebenso für das Dramatische zeigt, dass man musikalisch den „masnadieri“ durchaus Überraschendes abgewinnen kann. Mariotti, geboren 1979 in Urbino, ist dabei, in die erste Riege der italienischen Dirigenten aufzusteigen.

© Brescia/Amisano - Teatro alla Scala

Wundervolle Stimme – etwas steif der Auftritt: der Tenor Fabio Sartori als Carlo (Karl) Moor

Viel Beifall am Ende des Abends gab es für die Stimmen, allen voran für den Bass Michele Pertusi als Massimiliano aber auch für die aus Kuba stammende US-Amerikanerin Lisette Oropesa (Sopran) als Amalia. Ebenso für den Tenor Fabio Sartori, dessen vokale Kraft allerdings mit einer gewissen Schwäche im Schauspiel kontrastiert. (Gesehen am 21.6.)

I masnadieri. Tragische Oper in vier Akten nach „Die Räuber“ von Friedrich Schiller, Libretto von Andrea Maffei, Musik von Giuseppe Verdi. Mit u.a. Lisette Oropesa (Amalia), Michele Pertusi (Massimiliano Moor), Fabio Sartori (Carlo, Sohn von Massimiliano), Massimo Cavalletti (Francesco, Sohn von Massimiliano). Chor und Orchester des Teatro alla Scala, Leitung Michele Mariotti. Regie David McVicar, Bühne Charles Edwards, Kostüme Brigitte Reiffenstuel. Produktion Teatro alla Scala 2019. Info hier

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