Bosa, Anfang September 2016 – Auf dem Weg nach Bosa an der Westküste Sardiniens geht es über Nebenstraßen kreuz und quer durch die Hochebene der Planargia. Manchmal fällt die Straße in engen Kurven ab, um einen Wasserlauf zu überqueren. Doch sind die schmalen Flüsse um diese Jahreszeit fast ausgetrocknet. Wie der Rio Badu Crabolu, der nach starken Winterregen zu einem reißenden Gewässer werden kann. Gleich hinter der Brücke steigt die Straße wieder steil an und gibt den Blick frei auf eine Nekropolis aus der Jungsteinzeit mit ihren in den Basalt geschlagenen Gräbergängen.Kurz danach fährt man an dem Nuraghe Nuraddeo vorbei. Es gibt wohl kaum eine Region in Italien, wo die Vorgeschichte so in der Landschaft präsent ist, wie auf Sardinien. Hier hat man Jahrtausende im Blick. Die Gegenwart zeigt sich am Himmel. Canadair-Flieger auf dem Weg, einen der vielen Buschbrände dieses Sommers zu löschen. Später in Bosa werden wir die Rauchwolken sehen, die zur Küste gezogen sind. Suni wie andere Ortschaften scheinen derweil wie ausgestorben. Wo sind die Alten geblieben, die wir früher an schattigen Plätzen am Straßenrand sitzen sahen? Von den Jungen ganz zu schweigen. Die Ortschaften vor allem im Inneren der Insel entvölkern sich immer mehr. Nach einer jüngsten Untersuchung könnten in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren an die 70 Gemeinden Sardiniens zu Geisterdörfern werden. Belebt nur noch von Grillenkonzerten, wie in den Korkeichenwäldern längs der Provinzstraße 292.