In der Villa Magnani


© Cluverius

Die Villa Magnani im Hinterland von Parma mit einem prächtigen Landschaftsgarten – und einer überraschenden Kunstsammlung

Mamiano di Tarversetelo im Juni – Leichten Schrittes eilen Kellner zum schattigen Platz im Park der Villa Magnani, wo ein Aperitif für eine Hochzeitsgesellschaft gereicht wird. Als typischer englischer Landschaftsgarten mit mächtigen Eichen, Zedern und Platanen stammt die 12 Hektar große Anlage im Hinterland von Parma aus dem frühen 19. Jahrhundert. Über das Gras stolzieren blaue und weiße Pfauen. Am Rand stehen sechs ionische Säulen merkwürdig Spalier. Sie kommen aus dem Kreuzgang einer Kirche Süditaliens, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das Herrenhaus im neobarocken Stil wurde Anfang des 20.Jahrhunderts an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Ein Großgrundbesitzer kaufte das Anwesen in den 1940er Jahren und vermachte es seinem Sohn. Dieser Luigi Magnani (1906 – 1984), Musikwissenschaftler, ein Schüler von Alfredo Casella, aber auch Kunsthistoriker und Schriftsteller, richtet hier seine Bibliothek ein. In Italien wurde er durch mehrere Arbeiten – darunter ein Roman – über Beethoven bekannt.

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Ein Meisterwerk und farbliches Spektakel – Tizian Vecellio: Sacra Conversazione (1513)

Als Kunstliebhaber baute er ein reiche Sammlung mit Arbeiten von der Spätgotik bis zur Moderne auf. Kurz vor seinem Tod überführte er die Villa und die Kunstsammlung in die Stiftung Magnani-Rocca – genannt nach seinem Vater und seiner Mutter, einer Adeligen aus Ligurien. Wer heute durch den Park unter den anfeuernden Rufen der Pfauen die Villa betritt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Arbeiten unter anderem von Gentile Da Fabriano oder Albrecht Dürer, ein herrlicher Tizian, Goyas „Familie des Infanten Don Luis“, dazu Anton van Dyck, aber auch Werke von Monet, Cézanne, de Chirico und sogar Alberto Burri.

Die Freundschaft mit Giorgio Morandi

Eindrucksvoll die Extra-Sammlung mit über 20 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen von Giorgio Morandi, der in der Villa ein und aus ging und mit dem Luigi Magnani befreundet war. In einem neueren Trakt werden von Zeit zu Zeit Sonderausstellungen gezeigt – in diesen Tagen (bis 30. Juni) eine über die „Dioskuren“ Giorgio de Chirico und Alberto Savinio mit ihren europäischen Lebensläufen zwischen Athen und München, Mailand und Paris, Ferrara und Rom.

Die Sonne steht hoch am blauen Mittagshimmel, als wir die Villa verlassen. Die Hochzeitsgesellschaft hat sich in einen anderen Teil des Parks zurückgezogen. Über die Reste des Aperitifs machen sich gierig rufend ein weißer Pfau her.

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