Salerno Ende Februar – Unter letzten Sonnenstrahlen spürt man im Strandcafé von Santa Teresa den nahen Frühling. Hinter einem monströsen halbrunden Neubau der Piazza della Libertà liegt versteckt Zaha Hadids Anlage der Stazione Marittima. Wenig später führen Schritte hoch in die dämmrig verschlafene Altstadt. Der Säulenhof vor dem Dom von San Matteo leuchtet geheimnisvoll in effektvoller Lichtregie. Die Gebeine des Evangelisten kamen auf abenteuerlichen Wegen im 10. Jahrhundert von Nordafrika über Südfrankreich nach Salerno. Papst Pius XII. erklärte Matthäus bei einem Besuch der Kathedrale zum Schutzheiligen der Buchhalter Italiens.
In der Stadt unterhalb des Burgschlosses von Arechi diskutiert man wie in ganz Süditalien heftig das Bestreben dreier Großregionen des Nordens (Lombardei, Venetien, Emila-Romagna), eine von der Zentralregierung losgelöste autonomia differenziata (beschränkte Autonomie) zu erlangen. Was als weitere Benachteiligung des ohnehin abgehängten Südens verstanden wird. Der Gouverneur Kampaniens Vincenzo De Luca, ehemaliger Bürgermeister von Salerno, will im Gegenzug das Gleiche für seine Region fordern.Um die wirtschaftliche Entwicklung von Salerno und der Amalfi-Küste zu fördern, soll der Flughafen Salerno ausgebaut werden – soll. An der Piazza Abate Conforti stößt der Spaziergänger hinter der Fontana del Tenna an der Stützmauer einer Straßenrampe auf ein Wort Adornos: Non si tratta di conservare il passato, ma di realizzare le sue speranze („Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu erhalten, sondern ihre Hoffnungen einzulösen“). Am nächsten Morgen überrascht Schneeregen Salerno. Und mit wilden Sturmböen zeigt der Winter, dass er nicht so schnell weichen will.