Venedig Ende Mai – Die Stadt des Heiligen Markus wirkt nach mehreren Lockdownphasen wie gerade dem touristischen Dornröschenschlaf erwacht. Die ersten Besucher sind unter dem Gemecker der Möwen wieder da, Ausstellungen und Museen haben gerade aufgemacht, doch ist Venedig nicht so von Menschen gefüllt wie einst im Mai. Es ist, also würde es sich erstaunt die Augen reiben, noch sind Statuen, zum Beispiel die von Wagner in dem kleinen Stadtpark vor der Biennale, zum Schutz winterlich verhängt. Neue alte Grünflächen, etwa die wundervoll restaurierten Giardini Reali entlang der Lagune im Rücken des Markusplatzes, warten unter dem Gesang der Amseln auf ihre Wiederentdeckung (auf Cluverius siehe Symphonie in grün). Die Architekturbiennale, die gerade eröffnet hat, nimmt das Thema auf und stellt sich ganz grünen Problematiken.
Und Venedig spielt mit, solange der Touristenansturm ausbleibt. Das ist für vielleicht nur wenige Tage eine ungewöhnlich menschenfreundliche Stadt der leisen Töne. Die Geräusche der Natur bestimmen das Leben, der Schlag der Wellen an die Uferbefestigungen oder das Blätterrascheln der Linden im Abendwind bei Sant’Elena. Hundebellen verhallt hier in einsamen Gassen. In der Ferne sucht sich verhalten blubbernd-tuckernd ein Vaporetto den Weg durch die grünen Wasser der Lagune. Still liegt (noch) das kleinen Fußballstadion „Pierluigi Penzo“. Dabei bekommt der FC Venezia in diesem Jahr vielleicht die Chance, über die Relegation in die Serie A, die erste Liga aufzusteigen. Grün-schwarz die Vereinsfarben. Ohne Grün geht in Venedig nichts mehr.