Wie das Hesse-Museum in Montagnola ein dickes Loch bei den Betriebskosten stopft
Montagnola (Tessin) – Nicht alle Aktionen zum Fundraising zeigen sich so stilvoll und unaufdringlich, wie die des Hesse-Museums in Montagnola oberhalb von Lugano. Um ein dramatisches Defizit bei den Betriebskosten der kleinen kulturellen Einrichtung zu decken, hat man sich zusammen mit dem Architekten Mario Botta, der dem Haus freundschaftlich verbunden ist, auf die Suche nach Unterstützern gemacht. Sie sollen eine inkognito bleibende Gemeinschaft von gleichsam „Glasperlenspieler“ bilden. So haben sich zehn Personen und drei Institutionen zusammengefunden, die jetzt Ende des Monats in einer privaten Veranstaltung zusammen kommen werden.
Als Zeichen ihrer Mitgliedschaft erhalten sie je eine originale Zeichnung von Mario Botta aus einer einmaligen Serie von 13 Blättern. Der Architekt und Künstler hatte um das Jahr 1999 herum eine Folge von 13 Skulpturen aus Birnenholz geschaffen, die die Motive des Baumes und der Vase miteinander verbanden. Darauf gehen jetzt die 76 mal 63,5 Zentimeter großen Zeichnungen (Ölkreide auf weißem Büttenpapier) mit Vasen und Pflanzenmotiven zurück.
Die verschiedenen Wissenschaften und die Künste in einer elitären Gemeinschaft miteinander in einer Synthese zu vereinen, das ist der große Traum, dem Hermann Hesse in seinem „Glasperlenspiel“ nachhängt. Der Roman entstand während der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als der 1877 im württembergischen Calw geborene Autor bereits in Montagnola oberhalb von Lugano lebte, wo er 1962 auch starb und begraben wurde.
Ein kleines aber sehr lebendiges Museum
In der Torre Camuzzi von Montagnola, Hesses erster Wohnung nach seiner Übersiedelung in das Tessin, hat die Fondazione Hermann Hesse das kleine lebendige Museum eingerichtet, das zuletzt im Jahr fast 20.000 Besucher zählen konnte. Auf Grundlage einer festen Sammlung von Gemälden und Zeichnungen Hesses sowie durch wechselnde Ausstellungen, Lesungen und Konferenzen weiß es die Erinnerung an den Autor mit der Literaturgeschichte und auch mit gesellschaftlichen Fragen zu verbinden. Im kommenden Frühjahr ist zum Beispiel eine Ausstellung über Hesses Einfluss auf die „Blumenkinder“ und die amerikanische Protestbewegung der 1960er- und 1970er-Jahre geplant.
Fiel es der Museumsdirektorin Regina Bucher bislang relativ leicht, finanzielle Mittel für Ausstellungen und Veranstaltungen einzuwerben, nahm die Last der Betriebskosten des Museums inzwischen gefährlich zu. Von umgerechnet rund 600 000 Euro im Jahr werden nur zehn Prozent vom Kanton Tessin bzw. von der Gemeinde Montagnola getragen. Gut 70 Prozent immerhin kann die Stiftung aus Eigenmitteln aufbringen. Das „Loch“ von umgerechnet rund 120.000 Euro stopfen jetzt – zumindest jeweils in den drei kommenden Jahren – die Glasperlenspieler. Es sei ein gutes Zeichen für die Gesellschaft, so Mario Botta, wenn die Förderung von Kultur nicht allein der öffentlichen Hand überlassen bliebe, sondern sich auch private Personen und Einrichtungen engagierten.