Ein stiller Film von Marco Segato über eine Vater-Sohn-Beziehung
Mailand (Cinema Mexiko) – Ein Tal in den Dolomiten in den 1950er Jahren bevor Italien vom Wirtschaftsboom erfasst wird. Piero, der in einem Steinbruch arbeitet, lebt allein mit seinem 14jährigen Sohn Domenico. Der Vater, vom Alkohol gezeichnet, und der ganz in sich gekehrte Sohn haben sich nichts zu sagen. Um seine Würde vor der Dorfgemeinschaft aber vor allem vor sich selbst zurückzugewinnen, geht Piero eine Wette mit dem skrupellosen Aufseher des Steinbruchs ein. Es geht um das Fell eines Bären, der die Tiere der Bergbauern angreift und eines nachts sogar im Stall eine Kuh reißt. Angst und Aberglauben machen sich breit. Das sei kein Bär, sondern „el diàol“, der Teufel in Person.
Piero schnürt seinen Rucksack, schultert das Gewehr und steigt im Morgengrauen in die Berge. Domenico macht sich wenig später auf die Suche nach ihm.
Zwischen Mensch und Natur
Regisseur Marco Segato aus Padua erzählt in seinem ersten Spielfilm (nach einem Roman von Matteo Righetto) die Geschichte einer Jagd. In langen, ruhigen Einstellungen folgt Segato, der sich bislang einen Namen als Dokumentarfilmer gemacht hat, den Spuren einer Beziehung zwischen Vater und Sohn. Und einer Beziehung zwischen Mensch und Natur. Eindrucksvoll Marco Paolini, den wir vor allem als dramatischen Erzähler von Zeitgeschichte auf der Theaterbühne kennen, in der Rolle des Piero. Überzeugend ebenso Leonardo Mason als introvertierter Junge – auch wenn er vom Typ her nicht so recht in die von Arbeit und Entbehrung geprägte Bauernwelt passt.
In dieser Kinoerzählung, die Stilformen des Western benutzt, ist nicht alles ist gelungen. Doch ist das ein stiller, ein ehrlicher Film mit einem langen Atem.
„La pelle dell’orso“, Regie: Marco Segato, Buch: Enzo Monteleone, Marco Paolini, Marco Segato nach dem Roman „La pelle dell’orso“ von Matteo Righetto (Guanda Editore), Produktion Jolefilm mit Rai Cinema, 92 Minuten, Italien 2016 – hier zum Trailer