Auf Ausstellungen in Fontanellato und in Parma kann man den vielseitigen Künstler Carlo Mattioli, vor allem seine lichtvollen Landschaften und liebevollen Porträts entdecken
Parma/Fontanellato (bis 24. September 2017) – Die Landschaft der Emilia zwischen Modena und Parma, Ferrara und Bologna hat mit ihren Farben und Stimmungen immer wieder Künstler geprägt. Zu denen gehört auch Carlo Mattioli (geboren 1911 in Modena, gestorben 1994 in Parma). Das Labirinto della Masone in Fontanellato bei Parma zeigt jetzt rund 60 Gemälde aus der Schaffensperiode zwischen 1961 und 1993. In der Biblioteca Palatina von Parma sind zeitgleich Buchillustrationen und Skizzen für Kostüme und Bühnenbilder von Theateraufführungen zu sehen. Anlässlich der Ausstellungen ist das Studio des Künstlers sowie das Mattioli-Archiv in Parma (nach Voranmeldung) zu besichtigen.
Die Ausstellung in Fontanellato belegt das breite Themenspektrum, dem sich der Künstler widmete. Landschaftsmotive, vor allem poetische Darstellungen von Bäumen, stehen neben expressiven Porträts von Künstlerkollegen wie Renato Guttuso, Giorgio de Chirico oder Giorgio Morandi. Ins Abstrakte fließende Aktstudien hängen neben Stillleben.
Wie in einer Wechselbewegung schwingen die Arbeiten Mattiolis zwischen dem Abstrakten und dem Figurativen, wobei sie manchmal an die Grenze zum Geschmäcklerischen stoßen. Mattioli malt ganz traditionell auf Leinwand, aber sucht zugleich Abfallmaterialien, meist Holzstücke oder antiquarische Buchdeckel, denen er mit seinen dick aufgetragenen Farben ein neues, ausdruckvolles Leben schenkt. Immer wieder porträtiert er seine Enkelin Anna, die jetzt zusammen mit Sandro Parmiggiani die Ausstellung kuratiert hat.
Elegant als Maler, Intellektueller und Bürger
Carlo Mattioli sucht nicht nur den Kontakt zu Malerfreunden, sondern auch zu Lyrikern und Autoren, etwa zu Mario Luzi, Attilio Bertolucci oder Cesare Garboli. Dem intellektuellen Klima kann man in seinem Atelier in der Casa Museo von Parma auf die Spur kommen. Hier zeigt ein Foto, wie der Künstler sich als Poet und zugleich Bürger verstand und auch bei der Arbeit unter dem Kittel elegant gekleidet blieb. Eine Eleganz, die sich in seinen Buchillustrationen von Klassikern (Dante, Boccaccio, Petrarca u.a.) aber ebenso von Autoren der Moderne (Stendhal, Balzac, Leopardi) wieder finden lässt, wie die reich bestückte Ausstellung in der Biblioteca Palatina zeigt.
Es überrascht nicht, dass ein Mattioli sich zugleich fürs Theater interessierte. Für das Piccolo Teatro der Stadt Parma schuf er so Anfang der 1950er Jahre Kostüme und Bühnenbilder zum Beispiel für „Der Brand im Opernhaus“ von Georg Kaiser oder „Bluthochzeit“ von Federico Garcìa Lorca. Wer Mattioli noch nicht kennt, sollte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, ihm in Fontanellato und in Parma zu begegnen.
Der Grafiker und Verleger Franco Maria Ricci, der sich mit dem Labirinto della Masone für seine eigene Kunstsammlung (Arbeiten vom späten 18. zum frühen 20. Jahrhundert) ein von dekorativem Geschmack geprägte Kultureinrichtung mit Bambusgarten und Labyrinth geschaffen hat, hat den Werkkatalog der malerischen Arbeiten von Carlo Mattioli herausgegeben.
Carlo Mattioli. Labirinto della Masone. Fontanellato (bei Parma) bis 24. September 2017. Tgl. 10.30 bis 19 Uhr, Eintritt (zusammen mit Sammlung Franco Maria Ricci und dem Garten-Labyrinth) 23 Euro
Info: www.labirintodifrancomariaricci.com
Studio Museo und Archivio Carlo Mattioli. Palazzo Smeraldi, Parma. Besichtung Mo-Fr 9.30 bis 12 Uhr nach Voranmeldung Tel. +39 0521.231076 oder Mail: [email protected].
Info: www.carlomattioli.it
Mattioli illustratore e scenografo. Biblioteca Palatina, Parma bis 24. September 2017. Mo – Do 9-18 Uhr, Fr und Sa 9-13 Uhr
Info: www.bibliotecapalatina.beniculturali.it
Kürzlich erschienen: Carlo Mattioli. Catalogo generale dei dipinti. Franco Maria Ricci Editore, Fontanellato (Parma). 232 Seiten, 127 Abb. in Farbe, 70 Euro