Drei Erzählungen, die am Stadtrand von Palermo rund um die Ausfallstraße Viale Michelangelo angesiedelt sind. Es geht um Leute aus einfachsten Verhältnissen und ihr armseliges Leben – Verlierertypen eben. Doch Nino Vetri, 51jähriger Musiker und Buchhändler aus Palermo, erzählt von ihnen mit Sympathie, Witz und viel Sprachgefühl. Und weckt so im Leser eine Art melancholische Solidarität, wie es ihm bereits in seinem Roman „Lume, Lume“ (2013) gelungen war.
Man taucht in kleine, teilweise absurden Abenteuer zwischen Roh- und Altbauten ein. Erlebt religiöse Abergläubigkeit und die mal subtile, mal nackte Gewalt der organisierten Kriminalität, die wie ein Grundbass den Rhythmus des Lebens um einen alten Brunnen bestimmt. Urlaubsstimmung kommt nicht auf. Die Kruste der Zivilisation ist dünn und zerbrechlich an der Peripherie unserer europäischen Konsumwelt. Und doch geht es immer weiter, irgendwie: „Also sind wir auf dem Rand des Brunnens sitzen geblieben und haben geheult, gelacht und gejault, gemuht und gesoffen.“
Nino Vetri: Mamas wunderbares Herz. Geschichten aus Palermo. Aus dem Italienischen von Andreas Rostek. Edition.foto-Tapeta, Berlin 2015. 120 S., 14,80 Euro.