PRÄCHTIGE KOSTÜME, REICHE DOKUMENTE


Die Madame Butterfly an der Mailänder Scala: Eine Wanderung durch die Bühnen- und Kulturgeschichte über vier Stationen von 1904 bis 1985 (und heute) im Scalamuseum

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Japanmode vom frühen 18.Jahrhundert – Kostüm (Hanae Mori) für die Inszenierung (Regie Asari) von 1985

Mailand (Museo Teatro alla Scala bis 28.2. 2017) – Die Geschichte der Aufführungen der Madame Butterfly an der Mailänder Scala, wo sie im Februar 1904 auch ihre Uraufführung erlebte, ist voller Höhen und Tiefen. Sie reicht vom Misserfolg ausgerechnet bei der Weltpremiere bis zu wundervollen Entdeckungen der altjapanischen Kultur etwa in einer Inszenierung von 1985. Im Scalamuseum ist parallel zur Spielzeiteröffnung mit einer Neuinszenierung der Puccini-Oper eine kleine, bezaubernde Ausstellung mit Kostümen, Dokumenten und Entwürfen aus über Einhundert Jahren zu sehen. Sie ermöglich Einblicke in vier wichtige Momente (1904, 1925, 1951, 1985) der Aufführungsgeschichte.

Mit der Arbeit an der Madame Butterfly trat Giacomo Puccini (1858 – 1924) in eine für ihn bis dahin völlig neue Welt. Fasziniert von dieser kulturellen Unternehmung schrieb er 1902 an seinen Librettisten Luigi Illica: „Ich bin in Japan gelandet und werde versuchen, das beste daraus zu machen.“ Er studierte Melodie und Rhythmus der japanischen Musik. Er ließ sich über Ausdrücke und Aussprachen informieren. Er nahm begeistert Anregungen von allen Seiten auf – das Abbild eines Kimonos sollte in die Premiere an der Scala im Februar 1904 eingehen. Doch bleibt das Japanbild jener Jahre, wie es sich auch in den Kostüm- und Bühnenbildentwürfen der Uraufführung präsentiert, noch ganz von westlichen Idealvorstellungen geprägt.

Aus Scala Fundus und Ricordi Archiv

Erst mit den späteren Inszenierungen öffnete man sich authentische Kulturströmungen aus dem fernen Osten. Das zeigt sich besonders in den Arbeiten des Malers Tsuguharu Foujita (1886-1968), der die Ausstattung der Inszenierung von 1951 unter der Leitung von Victor de Sabata übernahm. So wie für das Trio Keita Asari (Regie), Ichiro Takada (Bühne), Hanae Mori (Kostüme) der Aufführung von 1985 unter Lorin Maazel, die Riccardo Chailly 1992 wieder aufnahm.

Die kleine Ausstellung lebt einerseits von den prächtigen Kostümen aus dem unglaublichen Fundus der Scala sowie andererseits von den Dokumenten (historischen Fotografien, Libretti, Briefen, Kostüm- und Bühnenbildentwürfen) und Partiturauszügen aus dem schier unerschöpflichen Mailänder Ricordi-Archiv, das heute zum Bertelsmann Imperium gehört. Auf den Spuren der tragischen Liebe der jungen Geisha Cio-Cio-San zu einem amerikanischen Marineleutnant begibt sich der Besucher so auf eine anregende Wanderung durch die Bühnen- und Kulturgeschichte.

Madama Butterfly. L’oriente ritrovato. Foujita e Asari per Puccini. Museo Teatro alla Scala bis 28.2. Tgl. 9 bis 17.30 Uhr. Katalog (Bertelsmann/Ricordi) Italienisch/Englisch.
Info: www.museoscala.org

Begleitend zur Ausstellung gibt es eine Broschüre mit Essays von Vittoria Crespi Morbio, Riccardo Chailly, Gabriele Dotto und Maria Pia Ferraris. Die englische Fassung kann hier runtergeladen werden