SPITZENREITER MANTUA


Eine Bestenliste über die Lebensqualität der italienischen Provinzen zeichnet die kleinstädtischen Lebensräume des Nordens aus. Ballungsräume und der Süden hinken weit hinterher.

Mailand – Wo lebt es sich am besten in Italien? Nach einer jüngsten Untersuchung der Mailänder Wirtschaftszeitung „Italia Oggi“ in Zusammenarbeit mit der römischen Universität „La Sapienza“ liegen die Provinzen Mantua (Lombardei), Trento (Trentino-Alto Adige), Belluno (Venetien) ganz vorne. Die Großstadträume findet man unter 110 Provinzen nur im hinteren Mittelfeld oder gar am Ende. Am besten schneidet noch Mailand auf Platz 56 ab, verliert aber gegenüber dem Vorjahr 7 Ränge.

Die jährlich durchgeführte Untersuchung berücksichtigt Parameter wie Arbeit, Ambiente, Kriminalität, Finanzen, Gesundheit und verschiedene Aspekte des gesellschaftlichen Lebens. Italien zeigt sich traditionell zwei geteilt. Neun Provinzen der zehn bestplatzierten kommen aus den Regionen des Nordens (nur Siena an fünfter Stelle vertritt das Zentrum). Der Nordosten schneidet insgesamt am besten ab, im Nordwesten gibt es auch beträchtliche Tiefen. Neun Provinzen der zehn untersten Ränge kommen dagegen aus den Regionen des Südens – hier gibt nur Imperia (Ligurien) auf Platz 103 einen bedenklichen nördlichen Tupfer. Die drei Schlusslichter sind Neapel (Kampanien), Syrakus (Sizilien) und Crotone (Kalabrien).

Mit Kultur lebt es sich besser

Im Wettkampf der Großstädte rutscht Rom auf Platz 88 ab und wird jetzt sogar von Turin übertroffen, das sechs Plätze gut machen kann und Position 70 erreicht. Wenn es allein nach dem Lebensstandard geht, kommt die Provinz Turin sogar auf Platz 23. Palermo (104) und Neapel (108) liegen ganz hinten. Mailand, das durch sein anregendes Kulturleben und urbane Lebendigkeit im Innenstadtbereich hohe Pluswerte erzielt, muss sich durch die oft widersprüchlichen Verhältnisse im Hinterland mit einem Mittelplatz zufrieden geben. Bei den mittelgroßen Provinzen liegt Bologna (47) direkt vor Florenz (48), mit Abstand folgen etwa Venedig (62) oder Bari (81)

Das kleine Mantua dagegen sieht sich mit seinen verträumten Gassen, seinen gepflegten historischen Anlagen und seiner variantenreiche Küche durch eine gelungene Mischung der politischen Förderung von Arbeit, Umwelt wie von Kultur prämiert. In der Kulturhauptstadt Italiens 2016, die jedes Jahr Anfang September das wohl anregendste Literaturfestival des Landes veranstaltet, ist übrigens noch bis zum 8. Januar eine kleine wundervolle Ausstellung über das gegenseitige Beeinflussen von Albrecht Dürer und Andrea Mantegna zu sehen (Palazzo Ducale).

Jedoch sind solche Bestenlisten nur bis zu einem gewissen Grad aussagekräftig. Und es gibt bestimmt nicht wenige, die niemals ihre Leben in Neapel mit dem in Belluno tauschen würden.

Die vollständige Untersuchung von Italia Oggi kann man hier herunterladen