Rom


Ein Gespräch mit Jürgen Osterhammel, Träger des Balzan Preises 2018 für Globalgeschichte, über nationale und nationalistische Geschichte, die Angst vor dem Globalen, die Rolle des Historikers heute und Fragen seines Faches. Rom/Mailand – Jürgen Osterhammel, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Konstanz (Emeritus seit April 2018), ist als Mitglied einer Reihe von wissenschaftlichen Akademien in Deutschland sowie Italien, Österreich und Großbritannien international vernetzt. Er ist Träger des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste sowie Ehrendoktor des European University Institute EUI (Florenz). Der 66jährige Historiker wurde jetzt mit dem Balzan Preis 2018 „für seine grundlegenden Beiträge zur Globalgeschichte und zu ihrer Definition als eigene Teildisziplin“ – wie es in der Begründung der Internationalen Balzan Stiftung (Mailand/Zürich) heißt – ausgezeichnet. Neben anderem lobte die Jury seinen „eleganten und faszinierenden Schreibstil“.

DER HISTORIKER IN DER GLOBALEN GEGENWART


Vor 70 Jahren in Italien – Das Urteil im Prozess gegen den deutschen Kriegsverbrecher Herbert Kappler Rom / Mailand – Gut drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird am 20.Juli 1948 beim ersten großen Prozess gegen deutsche Kriegsverbrecher in Italien das Urteil gesprochen. Angeklagt sind der 41jährige Herbert Kappler und einige Untergebene. Dem Leiter des nationalsozialistischen Sicherheitsdienstes SD in Rom wird vor allem die Erschießung von 335 Geiseln im März 1944 sowie die Erpressung der jüdischen Gemeinde zu Schutzzahlungen zur Last gelegt.

„DAS WAR HART“



Rom, Mitte Mai – Für einen Tag kann Rom lächeln. Vergessen die Löcher im Pflaster der Straßen der Kapitale und in den Kassen des Stadtkämmerers. Verdrängt das wild blühende Grün auf ungepflegten Freiflächen zwischen nicht abgeräumten Müll. Im Untergrund bei San Giovanni zeigt sich die Stadt innovativ, verkehrsfreundlich und der Kultur zugewandt. Die Eröffnung am 12.Mai des neuen Metro-Bahnhofs San Giovanni der Linie C (S.Giovanni – Pantano), der damit einen Knotenpunkt zur Linie A (Battistini – Anagnina) bildet, sollte zwar bereits im Herbst 2011 stattfinden, aber was sind schon ein paar Jährchen in einer Stadt, die in Ewigkeiten rechnet – und eine Ewigkeit wird man wohl auch warten müssen, bis die Metro C planmäßig bis zur Piazza Venezia (oder nur bis zum Colosseum?) weitergeführt werden kann. Vom Traumziel Piazzale Clodio (vorbei an Piazza Navona und San Pietro) ganz zu schweigen.

In Rom


Mit dem Tod von Vittorio Taviani endet die Zusammenarbeit zweier Brüder, die das italienische und das europäische Kino geprägt haben Mailand / Rom – In der italienischen Filmwelt gab es kaum jemanden, der das volkstümliche Kino so mit dem poetischen verbinden konnte wie das Bruderpaar Vittorio und Paolo Taviani aus San Miniato bei Pisa. Arbeiten von Allonsanfan (1974) über Padre Padrone (1977, Goldene Palme in Cannes) bis Cesare deve morire (2012, Goldener Bär in Berlin) haben die Geschichte des europäischen Films geprägt. Bei ihrer letzten Produktion Una questione privata (2017) nach einer Erzählung von Beppe Fenoglio musste der jüngere Paolo (geboren 1931) allein am Drehort in den Hügeln des Piemonts Regie führen, während der ältere Vittorio (geboren 1929), der noch das Drehbuch mitgeschrieben hatte, krank in Rom zurückblieb. Nun ist Vittorio Taviani im Alter von 88 Jahren in Rom gestorben.

TRÄUMERISCHE NEOREALISTEN



Museum, Bibliothek, Treffpunkt, Ort für Lesungen und Debatten – die Casa di Goethe in Rom feiert ihr 20jähriges Bestehen. Rom – Bei Goethens darf gefeiert werden. 1997, vor zwanzig Jahren, wurde in der Via del Corso 18 die Casa di Goethe, das einzige deutsche Museum im Ausland (Träger ist der Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute – AsKI) eröffnet. In den Räumen im ersten Stock des spätbarocken Baus hatte der Maler Johann Heinrich Tischbein am Ende des 18. Jahrhunderts zusammen mit anderen Künstlern in einer geräumigen Atelierwohnung gelebt. Goethe fand hier bei zwei langen Romaufenthalten auf seiner italienischen Reise zwischen 1786 und 1788 Unterkunft. Als Hinweis auf den Genius des Ortes kann man Tischbeins Aquarell mit der Rückenansicht des deutschen Dichters an eben jenem Fenster der Wohnung sehen, neben dem das Bild jetzt hängt.

EIN PROSECCO FÜR GOETHE