VIEL BEIFALL IN PESARO


Doch das Rossini Opera Festival steht an einem Scheideweg

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Pausenstimmung – Vor dem Teatro Rossini in Pesaro

Pesaro. Das Rossini-Festival in der Adria-Stadt Pesaro erfreut sich einer ungebrochenen Beliebtheit. Am letzten August-Wochenende ist es mit einer Aufführung des „Stabat Mater“ zu Ende gegangen. In diesem Jahre kamen bei über 15.000 verkauften Karten mehr Besucher als jeweils in den Vorjahren – fast zwei Drittel davon aus dem Ausland – zu der dreiwöchigen Veranstaltung. Und das obgleich mit der „La gazzetta“ nur eine Neuinszenierung neben zwei Wiederaufnahmen („La gazza ladra“ und „L’inganno felice“) auf dem Programm standen.

Die „Gazzetta“, eine eher selten gespielte Oper Rossinis aus seiner neapolitanischen Zeit von 1816, überzeugte in einer schwungvollen Inszenierung von Marco Carniti. Der Spanier Enrique Mazzola dirigierte das Orchester der Oper Bologna. Und der Beifall für Sänger und Sängerinnen wie die armenische Sopranistin Hasmik Torosyan oder den Bariton Nicolai Alaimo wollte kein Ende nehmen.

Das Festival bringt seit 35 Jahren die von der Rossini-Stiftung in einer kritischen Edition nach und nach erarbeiten Werkausgabe auf die Bühne. „Mit absoluter Treue gegenüber der Partitur und größter Freiheit in der Inszenierung“, wie Gianfranco Mariotti unterstreicht, der das Festival 1980 in Rossinis Geburtsstadt zusammen mit dem Dirigenten und Musikwissenschaftlers Alberto Zedda gegründet hat und noch heute leitet. Von Pesaro aus wurde das riesige Werk des Komponisten (allein 40 Opern), das Jahrzehnte lang bis auf wenige Arbeiten wie der „Barbier von Sevilla“ verschüttet war, wieder entdeckt. Allen voran „Die Reise nach Reims“, heute einer der meist gespielten Operntitel auf der Welt, nach einer triumphalen Aufführung durch Claudio Abbado in der Regie von Luca Ronconi in Pesaro 1984.

Eine schwierige Übergangsphase

Der Erfolg auch des 36. Rossini Opera Festival (ROF) täuscht nicht darüber hinweg, dass sich Italiens wichtigstes Musikfestival in einer Übergangsphase befindet. Der inzwischen 87jährige Zedda gibt jetzt die musikalische Leitung ab, sein Nachfolger wird der 1946 in Lima geborene Ernesto Palacio.

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Alberto Zedda

Zedda bleibt aber weiterhin an der Spitze der Accademia Rossiniana. Die Sängerakademie, die Teil des Festival ist, bildet Stimmen für den Rossini typischen Belcanto aus. Hier werden Talente entdeckt, zum Beispiel auch der heutige Startenor Juan Diego Florez. Gianfranco Mariotti, geboren 1933, der als Patriarch noch unersetzlich scheint, bleibt vorerst bis 2018 im Amt. Doch muss man langsam über einen Nachfolger nachdenken.

Aber vor allem: Die Finanzdecke des ROF wird immer dünner. In der Zeit der Wirtschaftskrise hat das Festival wichtige private Sponsoren verloren. Bei einem Budget von derzeit knapp über 5 Millionen Euro ist man vor allem auf staatliche Zuschüsse angewiesen, die auch früher reichlicher flossen. Insgesamt steht heute nur noch die Hälfte der Mittel wie noch vor wenigen Jahren zur Verfügung, nachdem die Region Marken, zu der die Stadt Pesaro gehört, ihren Kulturhaushalt um 80 Prozent (!) gekürzt hatte. Mariotti sucht dringend „einen internationalen Sponsor“. Denn auf der gegenwärtigen finanziellen Basis wird das ROF zwar überleben, aber nicht mehr die herausragende Rolle spielen, die es sich in den 35 Jahren seines Bestehens erarbeiten konnte.