Riccardo Muti hat mit dem Chicago Symphonie Orchestra nach zwölfjähriger Abstinenz an der Mailänder Scala zwei umjubelte Konzertabende gegeben
Mailand – Nun ist er zurück gekehrt. Riccardo Muti war vor zwölf Jahren nicht ganz unschuldig an den chaotischen Verhältnissen an der Mailänder Scala gewesen, die er im April 2005 Türe schlagend verlassen hatte. Jetzt feierte er am 20. und 21. Januar mit zwei Konzerten seines Chicago Symphonie Orchestra eine triumphale Wiederkehr. Am Freitag Abend unter anderem mit der symphonischen Dichtung „Don Juan“ von Strauss und der 4. Symphonie von Tschaikowski. Am Sonnabend ragten Hindemiths „Konzertmusik op. 50“ und Musorgskis „Bilder einer Ausstellung“ heraus. Als Zugabe und als Hommage an Giuseppe Verdi (und die Scala) dirigierte er die Ouvertüre von Nabucco. Das Publikum – unter viel lokaler Prominenz auch Kulturminister Dario Franceschini – feierte den Maestro und das Orchester mit einer Standing Ovation. Bei einer kurzen Rede widmete Riccardo Muti das Gastspiel den jüngsten Opfern des Erdbebens und der Lawinenkatastrophe in Mittelitalien.
Die Tageszeitung la Repubblica titelte: „Die Scala hat Muti wieder in die Arme genommen“ und lobte den „beeindruckenden Auftritt eines perfekten Orchesters“. Begeistert zeigte sich auch der Kritiker des Corriere della Sera. Das Chicago Symphonie Orchestra, das Muti seit 2010 leitet, gelte von Klang und Disziplin als „deutsch“, gleichsam als die „Berliner Amerikas“. Doch der in Neapel geborene Dirigent habe ihm auch das „Leuchten“ und den „Gesang“ der mediterranen Welt gebracht. So habe das Orchester zu einem „zugleich weichen und gewaltigen Klang“ gefunden – del suono allo stesso tempo morbido e possente.
Um Aussöhnung bemüht
Der heute 75jährige Riccardo Muti hatte als Musikdirektor der Scala den künstlerischen Kurs der Mailänder Bühne von 1986 bis 2005 entscheidend beeinflusst. Das Scala-Museum würdigte kürzlich mit einer Ausstellung seine Mailänder Zeit und ebnete damit auch den Weg für den Auftritt zwölf Jahre nach seinem unrühmlichen Weggang. Intendant Alexander Pereira, der sich seit Jahren um eine Aussöhnung mit dem in aller Welt gefeierten Dirigenten bemüht, hofft nun, Muti auch für die musikalische Leitung einer Oper etwa in der Spielzeit 2018/2019 zu gewinnen. Im Gespräch sind Giuseppe Verdis „Forza del destino“ oder Alfredo Catalanis „Wally“. Minister Franceschini, der in Florenz Ende März dem ersten G7-Gipfel der Kultur vorsitzt, möchte dagegen Muti bewegen, das internationale Treffen von Kulturministern mit einem Konzert im Palazzo Vecchio zu eröffnen.
Seine Sicht der Hintergründe des Streits mit der Scala vor zwölf Jahren will der Maestro in einem Buch darlegen. Doch, so kündigte er in Mailand an, „das werde ich erst kurz vor meinem Tod veröffentlichen.“