WOHL BEKOMMS!


Spitzenköche kommentieren Gemälde der Uffizien und lassen sich von ihnen zu Kochtipps inspirieren

© courtesy Uffizi, Firenze

„Junge mit Fischkorb und Languste“ von Giacomo Ceruti (1698-1767), genannt „il Pitocchetto“ im Palazzo Pitti – aber ist die Languste wirklich eine Languste?

Mailand/Florenz – Das ist eine Idee, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann: unter dem hashtag „#uffizidamangiare“ stellt das Florentiner Museum neuerdings jeden Sonntag ein kurzes Video auf seine Facebookseite, in dem eine bekannte Küchenchefin oder ein bekannter Küchenchef Gemälde mit gastronomischen Motiven der Sammlung der Uffizien oder des Palazzo Pitti kommentiert und Tipps zur Zubereitung der abgebildeten Lebensmittel gibt. Direktor Eike Schmidt hofft so, „eine stärke Anbindung an die Werke des Museums zu schaffen, sie in einen aktuellen und lebendigen Kontext zu stellen.“

Kunstgeschichtler wissen ganze Abhandlungen über Bildinhalte mit historischen Hintergründen zu schreiben, zerbrechen sich den Kopf über das Lächeln der Mona Lisa, oder beauftragen sogar Kriminalisten, um Spuren zu finden, wer etwa die drei Figuren im Vordergrund von Piero della Francescas „Flagellazione“ sein könnten. Aber ist eine „aragosta“ – zum Beispiel im Gemälde aus dem Palazzo Pitti, das Giacomo Ceruti mit dem Titel „Ragazzo con cesta di pesci e aragosta“ (Junge mit Fischkorb und Languste) zugeschrieben wird – wirklich eine Languste? Fabio Picchi, Patròn des von Gourmets hochgeschätzten Restaurants Cibrèo in Florenz, eröffnete Mitte Januar den Reigen der Videos von „#uffizidamangiare“ mit diesem Bild des Barockmalers. Zu sehen ist darauf unter anderem ein prächtiger Seebarsch, für den Picchi leichte Majonäse, Zitrone und Olivenöl empfiehlt.

Aber die Krönung, die die Augen des Fischerjungen auf dem Bild strahlen lassen, ist natürlich die Languste – die aber keine Languste ist, wie der Fachmann aus dem Cibrèo sofort klar stellt, sondern eine in Italien an allen Küsten verbreitete „granseola“, eine Meerspinne. Und der Koch gibt nicht nur Hilfe zur Zubereitung, sondern sagt auch, wie man die „granseola“ richtig isst: nämlich ganz urig mit den Händen, dass der rote Saft die Unterarme herunter läuft. Während der Seebarsch aus dem Korb wohl an wohlhabende Kunden verkauft wurde, konnte eine einzige Meeresspinne, kleingehackt und mit reichlich Pasta vermischt, so erzählt Fabio Picchi, eine ganze Fischerfamilie mit elf, zwölf Personen ernähren. Zum Beispiel auf der Insel Elba, deren einfachen Küche der Chef sich besonders verbunden fühlt.

Solche genussvolle Art Sozialgeschichte gehört zu den Zutaten dieses appetitlichen Beitrags, der immerhin auch dazu geführt hat, dass im Palazzo Pitti, der wie die Uffizien seit dem 20. Januar wieder für Besucher geöffnet ist, die Bildunterschrift der Arbeit Cerutis geändert wurde. Weitere „#uffizidamangiare“ – wörtlich: „Uffizien zum essen“ – sollen jeweils sonntags folgen. Arbeiten von weniger Bekannten wie die des Renaissancekünstler Jacopo Chimenti (genannt „L’Empoli“), dessen Stillleben der Star-Metzger und Koch Dario Cecchini aus Panzano in Chianti viel Geschmack abfinden kann. Aber auch ein Caravaggio oder ein Giorgio De Chiricos kommen in die Uffizien-Küche. Wohl bekomms! 

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