Sizilien


Zum 90. Geburtstag von Andrea Camilleri (und zum 65. von Salvo Montalbano) Neunzig Jahre wird er alt und kann es nicht lassen. Andrea Camilleri schreibt auf Teufel komm raus ein Buch nach dem anderen. Er arbeitet schwer sehbehindert mühsam mit Riesenlettern auf dem Computer.In diesem Sommer ist gerade bei Sellerio (Palermo) ein neuer Band seiner Montalbano Krimiserie heraus gekommen. Ein weiterer ist in Vorbereitung. Während eine bislang nur als Beilage für den Corriere della Sera erschienene Erzählung „La Targa“ („Die Ehrentafel“) gerade bei Rizzoli (Mailand) überarbeitet als Buch veröffentlicht wird. Ohne das tägliche Schreiben kann der greise Autor offensichtlich nicht mehr leben.

FEUERWERK IN VIGATA


Drei Erzählungen, die am Stadtrand von Palermo rund um die Ausfallstraße Viale Michelangelo angesiedelt sind. Es geht um Leute aus einfachsten Verhältnissen und ihr armseliges Leben – Verlierertypen eben. Doch Nino Vetri, 51jähriger Musiker und Buchhändler aus Palermo, erzählt von ihnen mit Sympathie, Witz und viel Sprachgefühl.

Nino Vetri ueber Palermo



Andreas Camilleris Caravaggio-Roman „Die Farbe der Sonne“ und die Mafia Rom. Die Geschichte handelt von einem Künstlerleben, doch sie beginnt wie ein Krimi. Dem Erzähler wird beim Besuch einer Inszenierung im griechischen Theater von Syrakus eine Telefonnummer zugespielt. Sie führt zu einem versteckten Landgut unweit von Catania, wo er bislang unbekannte handschriftliche Notizen eines berühmten Malers aus der Zeit des Epochenwechsels von der Renaissance zum Barock einsehen kann. Notizen von Caravaggio, das heißt von Michelangelo Merisi, der 1571 vermutlich in Mailand zur Welt kam. Die Familie des Malers stammte aus dem Marktflecken Caravaggio (südlich von Bergamo), auf den sich Merisi immer wieder stolz berief. In Rom, das er später fluchtartig verlassen musste, weil er wegen Totschlags angeklagt wurde, und in Neapel schuf er seine Hauptwerke. Caravaggio starb am Ende eines kurzen, teilweise abenteuerlichen Lebens vor 400 Jahren am 18. Juli 1610 in Porto Ercole an der Grenze zum Vatikanstaat. In den Jahren vor seinem Tod hielt er sich von 1607 bis 1609 vor allem auf Malta und auf Sizilien auf. Aus den geheimnisvollen Notizen rekonstruiert der Sizilianer Andrea Camilleri in seinem kleinen Roman „Die Farbe der Sonne“ eben diese Jahre. Caravaggio kommt nach Malta, malt dort einige wichtige Bilder wie […]

ANGEFRESSEN VON SCHWEINEN UND MÄUSEN


Die Fotografie in der Kunstgeschichte und eine Online-Ausstellung zum Kreuzgang von Monreale Florenz/Mailand (2009) – Es ist eine Frage der Methode: „Wer die meisten Photos hat, gewinnt.“ Mit diesem Satz brachte Erwin Panofsky die tragende Rolle der Fotografie in der kunsthistorischen Beurteilung auf den Punkt. Fotos von Kunstwerken gelten nicht nur als Gedächtnisstütze für den Wissenschaftler oder als Lehrmittel im Unterricht, sondern als Dokument und als Beweis im wissenschaftlichen Streit. Und sogar als Ersatz für das, was man selbst nie gesehen hat, obwohl man ausführlich darüber redet – wie etwa Richard Krautheimer einmal selbstkritisch anmerkte.

DIGITALER SCHATTEN



Wie ein literarischer Ort auf Sizilien Wirklichkeit wurde So sicher wie der Sommer in Italien kommt ein Bestseller von Andrea Camilleri. Seit nicht einmal zehn Jahren wirft der anscheinend altersbedingt von allen Schreibhemmungen befreite 78-jährige Dramaturgie-Pensionär höchst erfolgreiche Bücher auf den Markt. Oft erscheinen gar im Abstand von nur wenigen Monaten mal ein Krimi über die sizilianische Gegenwart mal eine romanhafte Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit (Wagenbach hat gerade die Übersetzung der wunderschönen Geschichte von „König Zosimo“ verlegt).

SOMMERHIT VIGATA