Venedig


Die 18. Internationale Architekturbiennale „The Laboratory of the Future” stellt in Venedig Afrika in den Mittelpunkt und setzt sich mit Fragen der Dekarbonisierung wie der Dekolonisierung auseinander. Kritiker beklagen eine Architekturbiennale ohne Architektur. Venedig/Mailand – Die 18. Internationale Architekturbiennale, die noch bis Ende November zu besichtigen ist, will eine Biennale des Umbruchs sein. Keine Schau, keine Präsentation des Bauens und Planens mehr, wie wir heute leben, sondern eine Werkstatt der Ideen, der Kritiken, der Erinnerungen, um über das Leben morgen nachzudenken. Ein „Labor der Zukunft“, so der Titel, den die schottisch-ghanesische Kuratorin Lesley Lokko ihrer Biennale gegeben hat. Die 59-jährige Architekturtheoretikerin verzichtet dabei auf bekannte Namen, sie setzt auf junge Teilnehmer und Teilnehmerinnen – Durchschnittsalter: 43 Jahre – und rückt zum ersten Mal in der Geschichte der Biennalen Afrika in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung. Vieles ist anders in diesem Jahr, was allerdings die Ausstellungsbereiche (Arsenale, Giardini, weitere Orte im Zentrum Venedigs) angeht, hält sie sich jedoch an die übliche Aufteilung.

„WIE SCHWER ES IST, SCHWARZ ZU SEIN“


„Garten der Engel“  ist ein Kriminalroman, der Einblicke in die Geschichte Venedigs unter der deutschen Besatzung am Ende des letzten Weltkriegs bietet. Mailand/Venedig – In dem Roman „Garten der Engel“ (Folio Verlag) von David Hewson verknotet sich eine Familiengeschichte mit den historischen Ereignissen Venedigs in den letzten beiden Jahren des 2. Weltkrieges unter deutscher Besatzung. Während der größte Teil der Bevölkerung versucht, mehr schlecht als recht zu überleben, kämpft ein junger Mann nach dem Tod seiner Eltern um den Erhalt des Familienunternehmens, einer traditionellen Seidenweberei. Er gerät dabei in die Wirren von Unterdrückung, Judenverfolgung, Bürgerkrieg und Widerstand. Und nicht immer sind Freund und Feind auseinanderzuhalten.

WEBEN UND WIDERSTEHEN



Die Mailänder Museums-Wohnung Bagatti Valsecchi und ihre Einrichtungen im Stil der Neorenaissance suchen den Dialog mit der Sammlung Gastaldi Rotelli. Dazu Anmerkungen von Walter Benjamin  Mailand (bis 12.3.2023) – Die eigene herrschaftliche Wohnung zu einer Art Gesamtkunstwerk zu machen, das war der Traum der Brüder Bagatti Valsecchi aus einer wohlhabenden Familie des Mailänder Stadtadels, den sie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Wirklichkeit werden ließen. Fausto (1843-1914) und Giuseppe (1845-1934) rekonstruierten die Innenräume ihres Familienpalastes im historistisch Stil der Neorenaissance und richteten sie mit Kunst- und Gebrauchsgegenständen vornehmlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert ein: darunter Gemälde (etwa von Giovanni Bellini oder Bernardo Zenale) und Möbel, Tapisserien und Schmuckarbeiten, wissenschaftliche Geräte und Waffen. Mit der Generation der Enkel öffneten sich die Privaträume dann 1994 zu einem Museum. In den Räumen dieses Museo Bagatti Valsecchi und im Dialog zu seinen Einrichtungsgegenständen werden gerade rund 50 Exponate aus der privaten Sammlung Gastaldi Rotelli mit Gemälden aus Früh- und Spätbarock gezeigt.

EINE LOGE IM WELTTHEATER


Fondazione Prada (1): Auf der Suche nach Spuren der Gegenwart in Kunst, Kultur und Wissenschaft. Ein Treffen mit Chiara Costa, Verantwortlich für das Programm der Mailänder Kulturstiftung Mailand – Im unmittelbaren Umfeld des Sitzes der Fondazione Prada im Süden Mailands gibt es keine Plakatwand, die nicht auf die Aktivitäten der Kulturstiftung des Modeunternehmens hinweist. So auch auf Recycling Beauty, den Titel der von Salvatore Settis eingerichteten Ausstellung, die noch bis Ende Februar 2023 zu sehen ist. Es geht um die Wiederverwendung griechischer und römischer Altertümer in postantiken Zusammenhängen vom Mittelalter bis zum Barock. Für alle, die die Fondazione Prada vor allem mit Gegenwartskunst in Verbindung bringen, mag das Thema überraschen. Doch: „Gegenwartskunst allein gehört längst nicht mehr zur Identität der Fondazione.“ Das sagt die 44-jährige Kunsthistorikerin Chiara Costa, die seit drei Jahren als „Head of Programs“ für das Kulturprogramm verantwortlich ist, im Gespräch.

ETWAS KULTURELL DAUERHAFTES



Italien feiert Louise Nevelson in mehreren Ausstellungen unter anderem in Venedig und in Mailand Mailand/Venedig – In historischen „Kapseln“ erinnert die diesjährige Biennale dell‘Arte u.a. an die US-amerikanische Künstlerin Louise Nevelson (Kiew 1899 – New York 1988). Ihre vom Kubismus beeinflussten und ebenso mit der Arte Povera verwandten Arbeiten kann man aber vor allem auf zwei größeren Ausstellungen in Mailand und in Venedig verfolgen. Dazu kommt eine kleine Initiative in Castelfranco Veneto. In Venedig stehen in den gerade restaurierten und wieder zugänglich gemachten Procuratie Vecchie an der Piazza San Marco die Skulpturen und Wandinstallationen im Mittelpunkt. In Mailand geht es um die Collagen auch im Zusammenhang mit der Buchveröffentlichung „Out of Order. The Collages of Louise Nevelson“ in englischer Sprache.

DAS DENKEN ALS COLLAGE