Unterwegs


Palermo, Ende Oktober – Die Via Immacolatella schlängelt sich kaum einhundert Meter lang durch das Altstadtviertel Kalsa. Ein paar Schritte von der Basilica di San Francesco entfernt liegt das Oratorio di San Lorenzo, das barocke Gebetshaus des Franziskanerklosters von Palermo. Eine überreiche weiße Stuckverzierung schmückt die Wände mit Szenen aus den Leben der Heiligen Laurentius und Franziskus. Kleine freistehende Figuren dieser anmutigen theatralischen Szenografien wurden jedoch von Dieben herausgebrochen oder Opfer vandalischen Treibens. Noch schlimmer ging es dem Altarbild, einer Darstellung der Geburt Christi mit den beiden hier verehrten Heiligen, gemalt von Caravaggio in Palermo 1609. Vor 50 Jahren, Mitte Oktober 1989, wurde die rund 3 mal 2 Meter große Leinwand von Dieben sauber aus ihrer Holzverschalung geschnitten. Seitdem ist die „Natività“ von Caravaggio nicht wieder aufgetaucht und gehört zu den zehn meist gesuchten Kunstwerken auf der Welt.  

In Palermo


Mamiano di Tarversetelo im Juni – Leichten Schrittes eilen Kellner zum schattigen Platz im Park der Villa Magnani, wo ein Aperitif für eine Hochzeitsgesellschaft gereicht wird. Als typischer englischer Landschaftsgarten mit mächtigen Eichen, Zedern und Platanen stammt die 12 Hektar große Anlage im Hinterland von Parma aus dem frühen 19. Jahrhundert. Über das Gras stolzieren blaue und weiße Pfauen. Am Rand stehen sechs ionische Säulen merkwürdig Spalier. Sie kommen aus dem Kreuzgang einer Kirche Süditaliens, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Das Herrenhaus im neobarocken Stil wurde Anfang des 20.Jahrhunderts an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Ein Großgrundbesitzer kaufte das Anwesen in den 1940er Jahren und vermachte es seinem Sohn. Dieser Luigi Magnani (1906 – 1984), Musikwissenschaftler, ein Schüler von Alfredo Casella, aber auch Kunsthistoriker und Schriftsteller, richtet hier seine Bibliothek ein. In Italien wurde er durch mehrere Arbeiten – darunter ein Roman – über Beethoven bekannt.

In der Villa Magnani



Biennale (3): Die Preise, der Präsident und die Bühne Venedig Venedig – Eine internationale Jury unter der Leitung von Stephanie Rosenthal (Direktorin des Gropius Bau Berlin) hat die Preise vergeben. Den goldenen Löwe für das Lebenswerk erhielt der us-amerikanische Konzeptkünstler, Poet und politische Aktivist Jimmie Durham (geboren 1950 in Houston/Texas). Als beste Länderbeitrag wurde Litauen – hier ein Videoausschnitt – mit einem goldenen Löwen geehrt. Besonders erwähnt wurde auch der von Belgien. Der goldene Löwen für den besten künstlerischen Beitrag ging an Arthur Jafa (USA). Der silberne Löwen für einen jungen Künstler fiel der 39jährigen Zypriotin Haris Epaminonda zu, die in Berlin lebt und arbeitet. Besonders erwähnt wurden außerdem die Arbeiten von Teresa Margolles (Mexiko) und Otobong Nkanga (Nigeria).

UNBEQUEMER STREITER


Paolo Rumiz und seine Wanderung über die Via Appia von Rom nach Brindisi zwischen antiken Ruinen, Olivenbäumen und hupenden Lastwagen. Eine Begegnung mit dem Autor zur deutschen Veröffentlichung seines Buches über eine abenteuerliche Fußreise. Itri/Mailand – Die alte Via Appia zeigt südlich von Rom auf der Strecke zwischen Fondi und Itri ein ehrwürdiges Pflaster mit glatten, an den Rändern rund geschliffenen Steinen. Schwarzbraune Steine vulkanischen Ursprungs: „Hier haben die Bourbonen im 18. Jahrhundert die Straße erneuert“, erklärt Paolo Rumiz. Man kann sich unterwegs auf der antiken Römerstraße kaum einen besseren Begleiter als den heute 71jährigen Journalisten und Publizisten aus Triest wünschen.

ALS REBELL UNTERWEGS



Salerno Ende Februar –  Unter letzten Sonnenstrahlen spürt man im Strandcafé von Santa Teresa den nahen Frühling. Hinter einem monströsen halbrunden Neubau der Piazza della Libertà liegt versteckt Zaha Hadids Anlage der Stazione Marittima.  Wenig später führen  Schritte hoch in die dämmrig verschlafene Altstadt. Der Säulenhof vor dem Dom von San Matteo  leuchtet geheimnisvoll in effektvoller Lichtregie. Die Gebeine des Evangelisten kamen auf abenteuerlichen Wegen im 10. Jahrhundert von Nordafrika über Südfrankreich nach Salerno. Papst Pius XII. erklärte Matthäus bei einem Besuch der Kathedrale zum Schutzheiligen der Buchhalter Italiens.

In Salerno