Venedig


Trotz Corona – die Architektur Biennale 2020 sollte Ende August eröffnet werden. Der deutsche Pavillon hat notfalls einen Plan B (NACHTRAG: verschoben ist nicht aufgehoben) Mailand/Venedig – Nach dem „Prinzip Hoffnung“ hält die Biennale Venedig im Coronajahr 2020 an ihren Veranstaltungen fest. Italien löst sich gerade nur vorsichtig mit kleinsten Schritten aus dem Lockdown – etwa ab dem 18. Mai dürfen auch wieder Museen und Ausstellungen nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. In der noch wie ausgestorben wirkenden Lagunenstadt plant man dagegen für den Spätsommer/Herbst ein kulturelles Feuerwerk. Die 17. Architektur Biennale soll wie bereits angekündigt in Kurzform vom 29.8. bis 29.11. (Vernissage am 17./28.8.) stattfinden. Vorgesehen ist unverändert der Ablauf der Filmbiennale (2.9. bis 12.9). Aus dem Sommer in den frühen Herbst verschoben werden die Biennalen für das Theater (14. bis 24.9.), die Musik (25.9. bis 4.10.) und den Tanz (13.10. bis 25.10.).

WIRD ALLES GUT?


Paolo Rumiz macht sich in seinem Buch „Der unendliche Faden“ auf die Reise zu den Benediktinern, den Erbauern Europas Mailand/Venedig – Paolo Rumiz, der aus Triest stammt, ist Italiens bekanntester Reiseschriftsteller. Zuletzt hatte er von einem Fußmarsch auf  der Via Appia von Rom bis Brindisi erzählt. In seinen Büchern, zum Beispiel über einen monatelangen Aufenthalt auf einer einsamen Leuchtturminsel im Mittelmeer, mischt er Beobachtungen und Reflexionen, erfreut sich an Schönheiten und klagt Missstände an. Europa, so seine wachsende Sorge, droht der Verlust der mühsam erworbenen Einheit durch die Wiedererweckung längst überwunden geglaubter nationaler Vorurteile. Fremdenhass und Abschottung würden die Solidarität innerhalb der EU untergraben. So hat sich der inzwischen 74jährige Rumiz mal wieder auf den Weg gemacht, diesmal um die Spur der Benediktiner aufzunehmen.

ÜBER ALLE GRÄBEN HINWEG



Claudia Klingenschmid entwirft in „Parasit ToGo“ einen kleinen, bitterbösen Schelmenroman der Gegenwart Mailand – Das ist die Geschichte eines Parasiten, eines Toxoplasma gondii. Mit diesem Urtierchen, so kann man im Lexikon lesen, seien mindestens 50 Prozent der Weltbevölkerung in Kontakt gekommen. In der Regel merken aber die mit Gegenkörpern ausgestatteten Wirte nichts vom krankhaften Treiben ihrer Gäste. Claudia Klingenschmid hat sich nun in ihrem kleinen Roman Parasit ToGo mit viel schwarzem Humor solch ein Protozoon als Erzählperspektive gewählt, um zu zeigen, wie es heutzutage um die Welt und um die Menschen bestellt ist. Untertitel: „Die geheimen Wirtschaften eines Urtierchens“.

SIMPLICISSIMUS IM BIOGEWAND


Venedig, der Malvasier und die Buddenbrooks auf einer Tagung des Deutschen Studienzentrums Venedig Venedig – Wein, so schreibt Roland Barthes in seinen Mythen des Alltags, „ist eine Substanz der Wandlung, die Situationen und Zustände umzukehren und den Dingen ihr Gegenteil zu entziehen vermag.“ Thomas Mann etwa lässt zwei „Bouteillen alten Malvasier“ im fulminanten Eingangskapitel der Buddenbrooks aus dem Keller heraufholen, der dann „goldgelb und traubensüß“ in die Gläser fließt. Ein Erzählung voller versteckter Verweise auf andere Texte, in denen der Malvasier inszeniert wird – von der Novellistik eines Boccaccio über Richard III., der ja seinen Bruder in einem Malvasier-Fass ertränkt, bis zu Goethes Faust. Dem Malvasier hat sich gerade das Deutsche Studienzentrum Venedig, das von der Literaturwissenschaftlerin Marita Liebermann geleitet wird, zusammen mit dem Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti auf einer anregenden interdisziplinären Tagung gewidmet.

ALTER WEIN IN NEUEN FORSCHUNGEN



Eine Ausstellung in Venedig feiert die Sammelleidenschaft von Peggy Guggenheim als „letzte Dogaressa“ Venedig (Coll. Peggy Guggenheim bis 27.1.2020) – Die erste Biennale von Venedig nach dem zweiten Weltkrieg, an der 1948 nur 14 Nationen teilnahmen, wollte ein Zeichen setzen für die Freiheit der Kulturen und gegen die Barbarei der Diktaturen. Ein weiter Bogen vereinte Werke von Cézanne bis Chagall, von Turner bis Guttuso, von Ensor bis Klimt. Einen deutlichen Akzent von Gegenwartskunst setzte die New Yorker Sammlerin Peggy Guggenheim, die eingeladen war, einen Teil ihrer Kollektion unter anderem mit Kubisten und Surrealisten zu zeigen. Zur Sammlung gehörten auch Werke amerikanischer Künstler des sogenannten abstrakten Impressionismus, die zum ersten Mal nach Europa kamen. Allen voran Jackson Pollock („Jack the Dripper“) mit seiner revolutionären Methode, Farbe auf die am Boden liegende Leinwand zu tröpfeln.

SIE LIEBTE DIE KUNST UND VIELE KÜNSTLER