Theater


In Pesaro geht das 41. Rossini Opera Festival – eine Notausgabe unter Pandemie-Bedingungen –  zu Ende. Das ganze Jahr möglich: der Besuch im Museo Nazionale Rossini Pesaro (bis 20. August) – Der englische Kaufmann Mill will Tochter Fannì mit seinem amerikanischen Kolonialkorrespondenten Slook, dem er einen Heiratswechsel ausgestellt hat, verehelichen. Doch Fannì und der (scheinbar) verarmte Milfort sind ineinander verliebt und wollen heiraten, haben ihre Verbindung aber vor dem Vater geheim gehalten. Diese klassische Konstellation der Commedia dell’arte liegt der Oper La Cambiale di Matrimonio zugrunde und sorgt für viel Komik – eine ideale Vorlage für den jungen, 1792 in Pesaro geborenen Gioachino Rossini. Dies ist seine erste Opernkomposition überhaupt, 1810 wurde sie in Venedig uraufgeführt. Jetzt bildet sie in der abgespeckten Ausgabe des 41. Rossini Opera Festivals (ROF) in der Adria-Stadt Pesaro das Hauptereignis.

in der Oper: La Cambiale di Matrimonio


Das traditionelle Opernfestival von Pesaro kann im August stattfinden – allerdings nur in eingeschränkter Form Pesaro/Milano – Das Rossini Opera Festival (ROF) kann auch in diesem Jahr stattfinden. Das ist die gute Nachricht. Die etwas weniger gute: Wegen der Pandemie-Beschränkungen wird nur eine Neuproduktion (La cambiale di matrimonio) zur Aufführung kommen. Die geplanten Inszenierungen von Moise et Pharaon sowie Elisabetta Regina d’Inghilterra werden auf kommende Jahre verschoben. Ausfallen wird auch die Aufführung des Stabat Mater. Weitere Programmpunkte sollen auf der zentralen Piazza del Popolo bei Freilichtaufführungen stattfinden.

ROSSINI TROTZT CORONA



Die Scala öffnet virtuell die Türen – ein Projekt in Zusammenarbeit mit Google Arts & Culture. Musik soll wieder ab Herbst erklingen, der Neustart beginnt mit Verdis Requiem Mailand –  Opernbühnen in aller Welt stellen während der durch die Pandemie erzwungenen Zeit der Schließung Eigenproduktionen vergangener Spielzeiten online. Die Mailänder Scala geht noch einen Schritt weiter und präsentiert sich jetzt digital als ein Haus der offenen Tür – und was für eins! In Zusammenarbeit mit Google Arts & Culture kann man in die Bühnengeschichte der 1778 eröffneten Oper eintauchen:  240 Tausend Fotografien und 16 Tausend Musikdokumente aus dem Archiv sind virtuell abrufbar. Google Arts & Culture gibt seit einigen Jahren die Möglichkeit, mehr als 2000 Einrichtungen der Kunst und der Kultur (Werke, Museen, Ausstellungen, Bühnen etc) aus 80 Ländern online kennen zu lernen. Das Scala-Projekt wurde jetzt bei einer Online-Pressekonferenz vorgestellt.

MUSIKER OHNE MASKEN


Der Coronavirus und die Schönen Künste: nichts geht mehr. Theater, Museen, Ausstellungen bleiben geschlossen. Die Kulturnation Italien mach dicht. Und der Schriftsteller Gianrico Carofiglio denkt über das Verhältnis von Angst und Gefahr nach. Mailand – Schreckensmeldungen aus Italien: Hauptsächlich im Norden des Landes haben sich – Stand 25.2. – über 300 Personen mit den Coronavirus angesteckt, davon rund 200 allein in der Lombardei. Zehn meist ältere Personen sind gestorben. Besonders gefährdet ist ein Gebiet in der Metropolzone Mailands unweit der Provinzstadt Lodi. Mailand selbst bleibt bislang noch kaum betroffen. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, haben die Behörden zu drastischen Maßnahmen wie die Abriegelung der Gebiete gegriffen, die als Ansteckungsherde gelten. Aber in ganz Norditalien werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Darunter fallen auch das Verbot von öffentlichen Kulturveranstaltungen. Die Opernhäuser mussten schließen, der Karneval ist ausgefallen, die Kinderbuchmesse Bologna wurde auf Anfang Mai verschoben. Eine Kulturnation wird im Notstand ihrer Kultur beraubt. Aber nicht alle sind mit diesen Maßnahmen einverstanden.

KULTUR IN QUARANTÄNE



Emma Dante inszeniert am Piccolo Teatro eine neue Arbeit über Humanität und Hoffnung am Bodensatz der Gesellschaft Mailand (Piccolo Teatro Grassi bis 16.2.2020) – Drei etwas heruntergekommen wirkende Frauen sitzen in einer Reihe auf der Bühne. Sie stricken, sie streiten, sie beschimpfen sich. Zwischen ihnen ein junger Mann in einem kindlichen Kleid, geistesschwach, unfähig still zu sitzen und seine Bewegungen zu kontrollieren. Bald lernt der Zuschauer, es sind drei Prostituierte, die so tagsüber ihre Zeit verbringen, während sie sich nachts wohl nicht weniger heruntergekommenen Freiern anbieten. Der Junge aber ist das Kind einer Kollegin, die von ihrem Vater brutal erschlagen worden war, seine Verhaltensstörungen sind Folgen dieser Tat. Die Drei haben ihn aufgezogen.

im Theater: Misericordia